en français | po polsku |
Im folgenden sind lediglich die mir bekannten Vorschriften zur die Lagermütze aufgelistet. Die zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen zeigen vielfältige Varianten und Abweichungen von den Vorschriften.
Das "Règlement arrêté par le Roi pour l'Habillement & l'Equipement de ses Troupes" (Durch den König erlassenes Reglement über die Bekleidung und die Ausrüstung seiner Truppen) vom 1. Oktober 1786 bestimmte:
[...] Jeder Unteroffizier [bas-officier], Caporal, Appointé, Grenadier, Chasseur und Fusilier trägt eine Lagermütze [bonnet de police], welche aus den Ersparnissen beim Zuschnitt der neuen Bekleidung und den besten Stücken der Reste der alten Bekleidung gemacht wird. Der Bedarf [aunage] an Tuch ergibt sich aus dem nachfolgenden Kostenanschlag. Diese Mütze ist aus Tuch [drap], mit Leinen [toile] gefüttert, und wird in der Form eines Pokalem gemacht.
Die Vorderseite wird mit einem ebenfalls aus Tuch gemachten Schild [plaque] geschmückt, auf dessen Mitte für die Grenadiers eine Granate [grenade], für die Chasseurs ein Horn [cor] und für die Fusiliers eine Lilie [fleur-de-lis] genäht ist, alles in der Abzeichenfarbe [couleur tranchante] der Uniform und mit denselben Abmessungen wie die Granaten, Hörner und Lilien auf den Schoßumschlägen. Dieses Schild, und sonst nur noch der Turban [tour] der Mütze, werden mit einem Vorstoß [liseré] in der erwähnten Abzeichenfarbe versehen.
Die Spitze [haut] wird mit einer Quaste [frange] aus Tuch in der Abzeichenfarbe [couleur distinctive] versehen.
Der Turban [tour] kann heruntergeklappt werden, um bei kaltem oder regnerischem Wetter die Ohren des Soldaten zu bedecken, und wird unter dem Kinn mit Haken und Ösen [crochets et agrafes] festgemacht.Die "Instruction pour servir à expliquer les principes d'après lesquels ont été exécutés les différents modèles de coiffure, habillement et équipement envoyés à chacun des régiments d'infanterie" (Instruktion zur Erläuterung der verschiedenen Muster der Kopfbedeckung, Bekleidung und Ausrüstung, welche an jedes Infanterie-Regiment versendet worden sind), aus dem Jahre 1787, ergänzt:
Das Vorderschild [plaque du devant] ist 6,5 pouces [17,6 cm] hoch zugeschnitten, es hat die Form eines Halbkreises, mit einer Basis von 9,5 pouces [25,7 cm] Länge.
Der Turban [tour] und das Schild sind mit Cadis gefüttert. Für die Herstellung einer Mütze benötigt man ungefähr ein Sechstel [19,8 cm, eine aune de Paris ist 1,188 m lang] Tuch, ein Viertel [29,7 cm] Cadis und ein Achtel [14,9 cm] Leinen, welches 7/8 [103,9 cm] breit liegt.
Man beachte, daß alle vorgenannten Abmessungen genommen werden, bevor die Mütze zusammengenäht wird, so daß man davon die Breite der Nähte abziehen muß.Einen Hinweis zum Ursprung der Bezeichnung "Pokalem" oder "Poqualem" findet man in der "Encyclopédie méthodique. Art militaire." (Methodische Enzyklopädie. Militärische Kunst), die zwischen 1784 und 1787 in vier Bänden in Paris und Liège erschien. Der Herausgeber dieser Enzyklopädie war Louis-Félix Guynement de Kéralio (1731-1793). Man liest dort über die Lagermütze des Soldaten (Bd. 1, S. 684: "Kopfbedeckung [coèffure]"):
Soldaten in Holland, ca. 1794, nach Mellinet |
|
Die aufziehende Wache in Mannheim, im Oktober 1795. |
|
Ein neue Art Lagermütze wurde mit einer "Instruction provisoire, à laquelle se conformeront les régiments des différentes armes, en attendant le règlement que sa majesté se propose de faire rendre incessamment sur l'habillement et l'équipement des troupes." (Provisorische Instruktion, nach welcher sich die Regimenter der verschiedenen Waffengattungen bis zum Erscheinen des Reglements Ihrer Majestät über die Bekleidung und Ausrüstung der Truppen, welches sie unverzüglich zu erstellen angeordnet hat, richten werden) vom 1. April 1791 eingeführt. Von dem schon bald in der Regel weggelassenen Vorderschild abgesehen, entspricht sie dem bis 1812 typischen Erscheinungsbild der Lagermütze:
ihre Weite entspricht dem Kopfumfang; sie hat eine Höhe von 21 pouces [56,8 cm], mit hochgeklapptem Turban [tour] von der Unterkante bis zur Spitze gemessen.
Dieser Turban ist 4 pouces [10,8 cm] hoch, und wird am Rand bei der Infanterie und der Artillerie mit einem flachen tuchenen Streifen in der Abzeichenfarbe [couleur distinctive], 6 lignes [1,4 cm] breit, besetzt. Bei den berittenen Truppen wird er mit einer Borte [galon] von Zwirn [fil] oder weißer Wolle [laine blanche] besetzt, von derselben Breite. Der Turban der Mütze ist vorne offen, so daß man ihn bei kaltem oder feuchtem Wetter über die Ohren herunterklappen und unter dem Kinn mit Haken [agrafes] festmachen kann.
Diese Öffnung wird mit einem tuchenen Schild [écusson] verdeckt, 4 pouces [10,8 cm] breit, und 4,5 pouces [12,2 cm] hoch, in dessen Mitte für die Grenadiers, Carabiniers und Dragons eine Granate [grenade] aus rotem Tuch, für die Fusiliers, Reiter [cavaliers] und Husaren eine Lilie [fleur-de-lis] in Abzeichenfarbe und für die Chasseurs zu Fuß und zu Pferd ein Jagdhorn [cor-de-chasse] aufgenäht ist.
Die Mütze ist nur rings um den Kopf mit Leinen [toile] gefüttert, und der Teil oberhalb der Kopfrundung besteht nur aus einfachem Tuch, ohne Futter;
sie wird am oberen Ende bei der Infanterie und Artillerie mit einer tuchenen Quaste [frange] geschmückt, die zur Hälfte die Grundfarbe der Mütze und zur Hälfte die Abzeichenfarbe hat, und bei den berittenen Truppen mit einer kleinen Troddel [houppe] aus weißem Zwirn, diese kleinen Troddeln [houppettes] sind nicht länger als 20 lignes [4,5 cm].
Auf der linken Seite, 6 pouces [16,2 cm] unterhalb dieser Quaste, wird eine Schlaufe [porte] angenäht, und 14 pouces [37,9 cm] weiter unterhalb, ein Haken [agrafe], der dazu dient, daß der Zipfel der Mütze festgemacht wird und auf dem Turban zu liegen kommt.Bezüglich der Lilie ergänzt Bardin in seinem "Mémorial de l'Officier d'Infanterie, présentant La Collection méthodique de tout ce que les Règlemens aujourd'hui en vigueur, et les Lois non abrogées, contiennent de particulier à cette arme; par l'auteur du Manuel d'Infanterie." (Notizbuch des Offiziers der Infanterie, enthaltend die systematische Sammlung all dessen, was die heute gültigen Reglements und die nicht aufgehobenen Gesetze bezüglich dieser Waffe beinhalten; von dem Autor des Handbuchs der Infanterie), welches 1809 in Paris erschien, (Bd. 2, S. 722, Anm. 3):
Fechtmeister [Maîtres d'Armes] ( Grenadiere), ca. 1810, nach Martinet, Tafel 263. |
Der "Devis des étoffes et doublures nécessaires pour la confection de l'habillement complet d'un volontaire d'infanterie de ligne et d'un volontaire d'infanterie légère, avec les dimensions de chaque partie de l'habillement, et des effets de grand et petit équipement communs à chacun d'eux." (Kostenanschlag der Stoffe und Futterstoffe, die für die Anfertigung der vollständigen Bekleidung eines Freiwilligen der Linieninfanterie und der leichten Infanterie nötig sind, mit den Abmessungen jedes Bekleidungsstückes und den jedem von ihnen gemeinsamen großen und kleinen Ausrüstungsstücken) vom 11. Thermidor Jahr 7 [29. Juli 1799] beschreibt ein einfacheres Modell, ohne Tuchstreifen oder Borte:
Da für die vier Seiten insgesamt 238 cm Schnur benötigt werden, um einen Vorstoß zu simulieren, muß die Höhe der Flamme 59,5 cm betragen.
Tambour des 10e léger nach Vernet |
|
Grenadier nach Beyer |
|
Voltigeur nach Beyer |
|
Herunter- geklappter Aufschlag, nach Beyer |
Das Décret Impérial relatif à l'uniforme des troupes à pied. (Kaiserliches Dekret über die Uniformirung der Truppen zu Fuß) vom 19. Januar 1812 führte erneut eine Lagermütze des Pokalem-Typs ein:
28. Die Lagermütze ist aus dem gleichen Tuch wie der Uniformrock, und wird aus dem Stoff der alten Uniformröcke angefertigt. Die Ränder [bords] und die Nähte [coutures] der Mütze sind mit einem Paspel [passe-poil] in der Abzeichenfarbe besetzt.
Die Mütze besteht aus einem Turban [tour], zu welchem die Klappe [bandeau] oder der Umschlag [retroussis] gehört, aus einem Schild [ecusson] und aus einer Haube [calotte].
29. Der Turban der Mütze, der oben und unten gleich weit ist, hat eine Höhe von 120 Millimetern (4,5 pouces).
Der Umschlag, der die Verlängerung des Hinterteils und der Seiten des Turbans der Mütze ist, muß heruntergeklappt werden können, um die Ohren zu bedecken;
wenn er hochgeklappt ist, hat er hinten, bis zur Ohrenpartie, eine Höhe von 75 bis 78 Millimetern (2 pouces 9 bis 10 lignes), einschließlich des Paspels;
dort, wo die Ohren sind, verlängert sich der Umschlag in zwei Patten [pattes], die in einem Rechteck enden und, zu ihrem Ende mit einem Paspel besetzt sind, und die dazu bestimmt sind, sich direkt unter der Haube der Mütze zu treffen:
zu diesem Zweck wird jede dieser Patten durch eine Öffnung geführt, die in der Naht der Haube freigelassen worden ist.
Sie haben an ihrem Ursprung eine Breite von 80 Millimetern (3 pouces), und 40 Millimeter (18 lignes) an ihrem Ende.
Die rechte Patte hat einen Knopf, und die andere ein Knopfloch; so daß sie auch unter dem Kinn zusammengeknöpft werden können, wenn die Klappe heruntergeklappt ist.
Das vordere senkrechte Ende der Klappe liegt am seitlichen Rand des Schilds an, und wird dort mittels eines Stoffknopfes befestigt, welcher 70 Millimeter (2,5 pouces) oberhalb der Unterkante der Mütze angebracht ist.
30. Das Schild ist unten 190 bis 210 Millimeter (7 bis 8 pouces) breit. Es erhebt sich auf jeder Seite senkrecht bis zu einer Höhe von 65 Millimetern (2 pouces 5 lignes), und endet in einer Rundung, die bis 15 Millimeter (6 lignes) oberhalb des Paspels reicht, welcher Turban und Haube verbindet.
Dieses Schild hat in seiner Mitte eine Höhe von 130 Millimetern (4 pouces 9 lignes); es trägt in seiner Mitte in Ziffern, die aus Tuch in Abzeichenfarbe [couleur distinctive] ausgeschnitten sind, die Nummer des Regiments. Diese Ziffern haben eine Höhe von 35 Millimetern (15 lignes).
31. Die Haube oder Oberseite der Mütze besteht aus einem kreisförmigen, 325 Millimeter (1 pied) breit zugeschnittenem Stück Tuch; es wird beim Nähen in Falten gelegt und muß auf der Oberfläche einen Durchmesser von 250 Millimetern (9 pouces 4 lignes) haben:
in die Naht der Haube wird eine Paspel eingelegt, die der an den übrigen Rändern gleich ist, und die sich kreisförmig unterhalb der die Haube bildenden Kante [rebord] befindet.
Diese Haube wird mit Leinen [toile] gefüttert, das Innere der Mütze wird mit einem Futter [coiffe] aus Leinen ausgestattet, das mittels eines Zugsaums [coulisse] geöffnet und geschlossen wird.Ich danke Bernard Coppens, Markus Stein und Edmund Wagner, die mir Primärquellen zugänglich gemacht haben.