Die Völkerschlacht 2013 - ein Zeitzeugenbericht.

Wie kann man verstehen, mit welchem unglaublichen Aufwand das Rad des Krieges in Bewegung gesetzt wurde? Warum tut man das, sich in Reih und Glied, ohne Deckung beschießen zu lassen? Einen Hauch dieser Erfahrung über die Psychologie des Krieges kann man machen, wenn man einmal selbst in so einer Reihe gestanden hat. Der Trommler gibt die Schrittzahl vor, die Nebenmänner arretieren einen in die richtige Position und die Handgriffe sagt der Unteroffizier an.

Es sei eine Schlacht, die die Welt noch nicht gesehen hatte. Man hat den Kaiser der Franzosen in Leipzig umzingelt. Es war für mich die erste Schlacht. Die Ankunft hatte damit begonnen, einige Flaschen Wein mit den vielen neuen Gesichtern zu trinken. Wir zogen singend durch die Lager, saßen mit den anderen am Feuer und trafen Menschen jeden Alters, die Napoleon in diese missliche Lage gebracht hatte. Dabei wurden die meisten Sprachen und Dialekte gesprochen, die je ich gehört hatte. Die erste Nacht mit einer Decke und einem Unterstand aus Stroh war kurz, kalt und wenig erholsam. Der Befehl zum aufstehen kam um 7 Uhr. Zum frühstücken und antreten immerhin eine Stunde Zeit. Dass wir exerzieren und marschieren würden, war mir bewusst, aber nicht, dass es schon bis Mittag fast 10 Kilometer wurden. Zum Glück war ich nicht der Einzige, dem der Tornister mit all dem Hab und Gut an den Schultern zog und dem der Arm von der schweren Muskete lahm wurde. Geteiltes Leid ist halbes Leid, und die Regimentstonpfeife sowie Brot mit Räucherwurst wurden brüderlich geteilt. Der Nachmittag wurde mit exerzieren auf den Wiesen nahe unseres Lager verbracht und die Offiziere gaben sich erst spät mit den Truppenbewegungen zufrieden.


Commandements.
Nicht immer wirken die Befehle der Offiziere so interessant, wie sie es tatsächlich sind.


Am Sonntagmorgen ging es dann wieder früh los, Appell, Marschbereitschaft, gauche-droite-gauche! Was ich von der Schlacht gesehen habe? In erster Linie der staubige Hut von dem Mann, der vor mir in der Reihe die ersten Kugeln vor mir abgefangen hätte. In den kleinen Marschpausen haben wir dann mit unseren polnischen Franzosen Karten gespielt und Äpfel bei den Marketenderinnen gekauft. Dann ging es los. Ich habe meist nach unten geschaut, um immer auf einen guten Gleichschritt zu achten, bis auf einmal der Befehl kam, das Gewehr zu laden. Alle Handgriffe richtig auszuführen, und ein sicherer Umgang mit dem Schwarzpulver erfordern Konzentration. So wird einem erst langsam bewusst, dass man schon nah vor der preußischen Linieninfanterie steht. Die Preußen waren ebenfalls dabei, das Gewehr anzulegen. Ein erschreckend realistischer Anblick, und mit lautem Knall donnerten ihre auf uns gerichteten Läufe. Wollte man davon laufen, stünde man gleich vor dem Sergeanten des nächsten Pelotons. Die Schlacht war ein endloses Vor- und Zurückmarschieren und eine ständige Knallerei. Schwenk gauche, Schwenk droite, apprêtez armes.


Joue. Feu. Chargez. Chargez.
Im Feuergefecht: Was man vom Feinde sieht.


Abgekämpft und nach Pulverdampf stinkend kehrten wir zurück. Die Niederlage kostete wohl die Freiheit, so sagen die Offiziere, aber sie beschert uns auch die Rückkehr nach Blois, Nevers oder wo sonst die amen Hunde einst zusammengetrieben wurden.

Grenadier Luc


(Weitere Photos finden sich hier.)



... zurück zur Startseite