Rödigen 2024

Hier der Bericht des Grenadiers Le Bonheur, der unserem Éclaireurs-Detachement zugeteilt war:

Matin froid.
Wir mußten am Morgen erst einmal auftauen.
Trop proche du feu.
Die Alternative war:
Die Decke brennt an, oder der Mann brennt an oder erfriert.
Prisonnier.
Gerade als Unteroffizier
sollte man seine Mannschaften immer im Auge behalten.

Bericht Rödigen 2024

Um einer preußisch-sächsischen Streitmacht die Stirn zu bieten, erschienen Capitaine Schmidt, Sergent Rôtisseur, Caporal Champagne, sowie die Grenadiere Lafitte, Le Russe, La-Belle-Mer und Le Bonheur in Rödigen.

Nach einer eisigen Nacht ließ Capitaine Schmidt unser Peloton antreten, um gegen die Preußen und Sachsen vorzugehen. Aufgrund der erwarteten zahlenmäßien Unterlegenheit wurden La-Belle-Mer und ich zum Éclaireur-Detachement des Pelotons abkommandiert. Schon bald trafen wir auf den Feind. Wir flankierten die Sachsen und verwickelten diese in ein Gefecht. Lediglich das Aufmarschieren einer starken Einheit preußischer Grenadiere vermochte es, den enthusiastischen Vormarsch unseres Éclaireur-Detachements aufhalten. Trotz des heftigen Feuers unserer Gegner, sowie dem Verlust des von der 85e gestellten Anteils des Detachments, verursacht durch die Anstrengungen, welche das Gelände uns bereitete, wurde es der Hauptstreitmacht ermöglicht, in nahezu perfekter Zusammenarbeit, eine preußische Stellung nach der anderen zu nehmen. Nach diesen ersten Erfolgen wurde in einem einsamen Bauernhof Mittagspause gemacht, um danach umso motivierter den Kampf wieder aufzunehmen. Es folgte ein Feuergefecht mit der sächsischen Nachhut, welche sich in einem Waldstück versteckt hatte. Während das Peloton ein lebhaftes Feuer unterhielt, ermöglichte uns die Passivität der Sachsen, wie auch die Schnelligkeit der Manöver unseres Detachements, den Rückzugsweg der Preußen abzuschneiden und sie von hinten zu beschießen. Daraufhin konnten wir der herannahenden Kolonne Capitaine Schmidts melden, dass die gesamte Preußisch-Sächsische Armee, ganze drei Bataillone, kapituliert hatten.

Zurück im Biwak wurden die Musketen gesäubert. Ferner wurden Vorbereitungen für eine kalte, stürmische Nacht getroffen. Leider sind in dieser nassen Nacht die frisch geputzten Musketen verrostet, wobei nicht einmal die des Sergent Rôtisseurs, welcher am Abend zuvor noch den Preis für die am besten geputzte Muskete gewann, verschont wurde.

Insgesamt ein großer Erfolg und ein ausgezeichnetes Wochenende!

Le Bonheur

Und auch Caporal Rôtisseur, der bei der Hauptabteilung unseres Pelotons war, hat einen Bericht verfaßt:

Rödigen 1806 – 11. bis 13. Oktober

Anwesende 22er: Capitaine Schmidt, Sergent Champagne, Caporal Rôtisseur, sowie die Grenadiere Lafitte, Le Russe, Le Bonheur und La-Belle-Mer.

Wir erreichten Rödigen am späteren Nachmittag und fanden sogleich die Grenadier Lafitte und Le Russe. Nach freudiger Begrüßung richteten wir unser Lager ein. Es gab zwar Stangen, um einen Unterstand zu bauen, doch fehlte es an Zweigen oder ähnlichem Deckmaterial. Wir entschlossen uns, die örtliche Vegetation zu schonen und mit dem einfachen Strohlager vorlieb zu nehmen. Zusammen mit der 85eme de ligne und dem 1er régiment d'artillerie lagerten wir unter dem Sternenzelt.

Der Abend wurde durch nette Gespräche, Wiedersehensfreude und nicht zuletzt durch das Bier, das man uns ins Lager brachte, versüßt. Nach und nach legten sich alle und jeder versuchte, der entstehenden Kälte (0 Grad Celsius) auf seine Weise Herr zu werden. Die einen durch Anziehen sämtlichen Hab und Guts, die anderen durch gefährliche Nähe des Feuers, was zu einigen Brandlöchern führte, die anderen durch warme Gedanken und die Erwartung des nächsten Tages.

Als der Morgen graute und La Diane geschlagen wurde, rappelten wir uns auf. Die aufgehende Sonne und der schnell zubereitete Kaffee weckten neue Lebensgeister.

Da die meisten Glieder noch gefroren waren und ein jeder nicht das wärmende Feuer verlassen wollte, dauerte es etwas, bis der Appointé die Grenadiere versammelte und die Stärkemeldungen der einzelnen Escouaden zu mir kamen. Nach einem kurzen Frühstück formierten wir unter der Führung unseres zuversichtlichen Capitain das Peloton aus den oben genannten Gruppen und mit Soldaten des 18eme de ligne und der 37eme demi-Brigade.

Nach kurzer Einübung marschierten wir auch schon aus Rödingen ab, um nordwestlich der Ortschaft Stellung zu beziehen. Doch schon nach kurzem Marsch mussten wir feststellen, dass der Feind doch schneller herangerückt war. Er besetzte schon unsere Anmarschwege. Unser Capitaine, der in Sachen Taktik wohl auf den besten Militärschulen Frankreichs war, beschloss, das Peloton nicht als ganzes agieren zu lassen, sondern geteilt in zwei Sektionen und eine Abteilung Éclaireurs, die in loser Formation die Feinde in der Flanke fassen sollten, die Preußen und Sachsen immer wieder durch kleine Nadelstiche zu treffen.

Nach erfolgreichen Vertreiben der nur schwachen Kräfte traten wir aus dem Wald und sahen uns mit einer zahlenmäßigen Übermacht konfrontiert. Aber durch unser nun erprobtes System und der hervorragenden Ausnutzung des Terrains konnten wir uns abermals behaupten.

Durch einen Schwenk durch eine Senke, der unserer Sektion nasse Füße bescherte, uns aber den Blicken der Preußen entzog, gelang uns ein immenser Vorteil. Sogleich eröffneten wir unter Führung unseres Sergenten Champagne ein wildes Feuer in die Flanke der Preußen. Diese wendeten sich sogleich zu uns und hätten uns auch leicht niedermachen können, wäre nicht unsere erste Sektion ihnen sogleich in den Rücken gefallen. Die Preußen sahen ihr taktisches Dilemma ein und zogen von dannen.

Ein preußischer Unteroffizier geriet in unsere Gefangenschaft, der aber trotz seiner aussichtslosen Lage kein Einsehen hatte und wie wild um sich stach. Aber letzten Endes verlassen von seiner Truppe, gab er sich seinem Schicksal hin. Zu unserer großen Überraschung und zu unserem Glück wurde das ganze sächsische Regiment Kurfürst an eine andere Stelle abkommandiert, so dass wir uns bis in den Mittag hinein, auch dank unserer Éclaireurs, die aus dem dichten Wald und durch die Überwindung des schwierigen Geländes den Gegner beschäftigten, Stand halten konnten.

Wir konnten uns bald in einem Gehöft von den ersten Strapazen erholen. Eine doch recht exotisch schmeckende Suppe wurde uns gereicht und am Feuer wurden unsere Füße auch wieder trocken.

Gerade als dies geschah, man sich wieder leicht erholt hatte und langsam eine Müdigkeit einsetzte, rief unser Capitaine zum Sammeln.

Trotz unseres taktisch klugen Verhaltens hatte unser Peloton durch das gegnerische Feuer und nicht zuletzt durch die immensen Marschleistungen, die natürlich alle schnell ausgeführt wurden, gelitten. Wir wurden ungeachtet dessen gleich wieder in Marsch gesetzt, um seitlich der Straße ein Waldstück, das vom Feinde besetzt war, zu nehmen. Als Plänkler durchstreiften wir nun das Gehölz.

Von überall Gewehrfeuer, jeder suchte Schutz hinter einem dicken Baum. Da die Lage recht unübersichtlich war und wir durch das Dickicht auch nicht recht vorankamen, beschloss unser Sergent, die Sektion zu sammeln und ein konzentriertes Feuer auf diesmal sächsische Einheiten zu geben. Doch auch diesmal überschritten die Kräfte des Feindes die unseren. Die Sachsen setzten zu einem entscheidenden Schlag an, so dass wir fliehen mussten. Doch wieder hatten wir Glück und die gegnerischen Einheiten wurden wieder zurückgenommen und auf eine neue Linie befohlen. So konnten wir uns wieder sammeln und trafen nach und nach auch den Rest unseres Pelotons wieder. Neu formiert und mit der ganzen Feuerkraft bahnten wir uns den Weg zurück.

Im Lager angekommen, durften wir ganze eineinhalb Stunden dazu verwenden, um uns auszuruhen, die Ausrüstung in Stand zu setzen und unsere Gewehre zu reinigen. Bei der anschließenden Inspektion durch den Caporal Elise und den Sergenten Champagne wurden nicht nur unsere Verluste sichtbar, sondern auch eine ganze Bandbreite an Reinigungsstufen der Waffen.

Durch die Eindrücke der ersten Nacht und das Aufkommen eines starken Windes vorgewarnt, bereiteten wir uns auf die nächste Nacht vor. Mit handwerklichem Geschick baute der Sergent sich einen Windfang aus Brettern. Der Caporal Elise eine Art Windsegel aus langen Stangen und einer Decke. Um nicht nur von außen, sondern auch von innen den Naturgewalten zu trotzen, beschlossen wir uns einen Glühwein zu machen, der sehr mundete. Da bald die kalte Jahreszeit beginnt und für besinnliche Stunden hier das Rezept:

2 Flaschen Rotwein,
½ Tasse Zucker,
und das Ganze gießen wir mit reichlich Branntwein auf.

So gewärmt konnten wir auch die zweite Nacht, in der es ordentlich stürmte und immer wieder leicht bis andauernd regnete, überstehen. Es ist erstaunlich, was so eine dicke Wolldecke alles abhalten kann. Der Sonntag begann mit der Suche nach trockenem Holz, der Suche nach Wärme, dem Kochen von Kaffee und einem ausgiebigen Frühstück, um wieder zu Kräften zu kommen.

Durch die weiten Heimwege, die zum Teil unsere Mitstreiter bewältigen mussten, war gleich früh allgemeiner Aufbruch, so dass unser geplantes Exerzitium nicht wie geplant stattfinden konnte.

Wobei ich glaube, dass niemand so richtig traurig darüber war.

Resümee:
Eine wirklich tolle Veranstaltung, die alles geboten hat. Ein wirklich sehr gutes Bewegungsgefecht, das viel Spaß machte. Tolle Organisation von unseren Freunden AG Jena 1806. Leider wo Licht ist, ist auch Schatten: Wieder viele liebe Gesichter nicht gesehen und wieder nicht am abendlichen Feuer gesungen. Leider war auch ich wieder der einzige mit korrektem Bart und Zopf.

Doch das positive überwiegt und ich blicke auf eine tolle Veranstaltung zurück. Und freue mich schon auf tolle Events in 2025.

S&F
Caporal Rôtisseur oder Brati



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