Waterloo 2003.



Vorfreude aufs Exerzieren ! Im folgenden möchte ich euch davon berichten, was sich vom 2. bis 4. Messidor des Jahres 211 in Plancenoit zugetragen hat.

Am späten Freitagnachmittag fand sich unsere Einheit auf einer Kuhwiese in Sichtweite der Kirche von Plancenoit zusammen. Leider kam die erwartete Sollstärke nicht zusammen, aber dennoch waren wir fünf tapfere Grenadiere (Élève, Délicat, Doigt de fer, Ours Vélu, Rôtisseur) unter der erfahrenen Führung des Sergent Sans-Souci und des Caporal Champagne.

Froh gestimmt wurde alles beschafft, was zur Errichtung des Lagers benötigt wurde. Jedoch erwies sich dies als nicht einfaches Unterfangen. Es mangelte schon bald an Stroh und Feuerholz, weshalb wir den Bauern des nahen Gehöftes unter Androhung schlimmster Drangsal ... baten, uns mit seinen Vorräten auszuhelfen. Das Holz reichte nun immerhin, um noch am nächsten Mittag die Nudeln halbgar werden zu lassen. Stroh wurde schließlich in einer ziemlichen Menge herbeigeschafft, so daß es sogar - mit einer Decke getarnt - als Tisch dienen konnte, auf den wir unsere Vorräte drapierten. Doch leider war der Strohmangel allgemein, und unter Murren (daher der Name Grognards) unserer Grenadiere mußte der "Erntedanktisch" aufgelöst werden.

Der nächste Tag begrüßte uns mit herrlichem Sommerwetter, welches uns für den Nachmittag ein wahrhaft heißes Gefecht versprach. Zunächst aber mußte exerziert werden. Mit der 113. Halbbrigade und der 19. maltesischen bildeten wir ein Peloton von rund 40 Mann, eingeteilt in zwei Sektionen. Zwei Stunden lang lösten wir uns in Sektionen auf, bildeten wir wieder die Linie und versuchten ständig den hektisch marschierenden Italienern hinterherzuhasten, was den Pelotonchef schließlich veranlaßte, uns im "pas d´école" gehen zu lassen, also janz langsam! So gelang es uns schließlich mehr schlecht als recht die Conversionen in einem einigermaßen normalen "pas ordinaire" hinzulegen.

Es wurde abgekocht, und bald zeigte die Kirchturmuhr zwei Stunden nach Mittag. Wir rückten aus dem Lager ab und zogen ins Gefecht, das heißt zuerst in den nächsten Schatten, wo wir - dem höchsten Wesen sei Dank - eine geraume Zeit verweilen durften, bevor wir auf das offene Feld traten und und Richtung Frichermont marschierten. Die sengende Sonne und der aufgewirbelte Staub des Weges ließen unsere Kehlen schnell trocken werden, was das Singen enorm erschwerte.

Doch dann hektisches Kommandieren, verschiedene Manöver und der Feind stand uns gegenüber. Frisch geladen und eine Pelotonssalve gegeben, bald war der Feind im Rückzug begriffen. Auf unserer Seite erweckte die Salve - und alle späteren - den Eindruck, man habe noch zusätzlich zur allgemeinen Hitze eine riesige Backofentür geöffnet, aus der noch mehr Gluthitze entströmte.

Wir folgten dem Feind durch ein Waldstück, an dessen Ende sich rechter Hand eine ansteigende Ebene auftat, wo sie schon alle versammelt standen: die Niederländer, die Legion und natürlich die Engländer. Beherzt griffen wir an und drängten sie zurück, unterstütz durch die im nahen Wald plänkelnde 9. Leichte. Unser Elan war dergestalt, daß der vor allen hervorzuhebende rechte Flügel der 2. Sektion (die 22e) eine Abteilung Engländer über den Haufen rannte und zu Boden warf, bereit, auch die Hauptlinie der Feinde zu durchbrechen. Leider erfolgte der Rückzugsbefehl, worauf sich alles in Auflösung zur Flucht wandte.

... ein einmaliges Schauspiel ... Am Rande eines Waldes sammelten wir uns und traten schließlich aus ihm hervor. Hier bot sich uns ein einmaliges Schauspiel: eine tiefe Senke trennte uns von unseren Feinden, die auf dem gegenüberliegenden Höhenzug versammelt standen.

Aber auch wieder das gleiche Spiel: voller Mut drangen wir auf die Niederländer ein, aber wieder erfolgte der unselige Rückzugsbefehl, als wäre eine höhere Macht dagegen, daß die Franzosen auf diesem Gelände die Lorbeeren erringen sollten, die ihrem Mut und ihrer Tapferkeit zugestanden hätten.

Ein müder Rückzug durch die malerischen Felder unter einem stahlblauen Himmel fand sein Ende in Plancenoit an einem, nein, nicht an einem feindlichen Karree, sondern an einem EIS-Wagen, an dem uns unser Sergent in überaus dankenswerter Weise ein Eishörnchen zur Belohnung spendierte. Also gab es doch eine höhere Gerechtigkeit auf diesem verdammten Schlachtfeld.

Gekrönt wurde der Tag von einem köstlichen Mahle, zubereitet von unserer allseits geschätzten Bettina M., die mit wahrer Hingabe ein Lachsnudelgericht für die auf dem Schlachtfeld ermatteten französischen Grenadiere zauberte. So gestärkt konnten die 22er den Abend noch bis lange nach Mitternacht in Plancenoit verbringen.

Der dritte Tag brachte erneut ein Gefecht, an dem die 22e allerdings nicht bis zum Ende teilnahm, da andere Aufgaben erforderlich machten, daß diese Einheit geschont und aus der Schlacht abgezogen wurde, so daß sie auch in Zukunft weiteren Schlachten ihren Stempel aufdrücken kann.

Sollten wichtige Details vergessen worden sein, so bittet der Verfasser um Nachsicht und heißt jede Ergänzung willkommen.

Salut et Fraternité

Doigt de fer


Und hier noch der Bericht eines anderen Grenadiers:


Waterloo...

...gegen 12.00 Uhr kamen Sans- Souci und ich Donnerstags in Plancenoit an. Nach einer kleinen Verschnaufpause machten wir uns auch schon auf den Weg das Schlachtfeld zu erkunden. Es ist erstaunlich was man alles in einem sechs stündigen Spaziergang über Felder und Wiesen sehen kann. (Marlis die Preußen von rechts! Marlis hast du das gehört? Ich habe gesagt Preußen von rechts.) Und das gilt nicht nur für uns...

...Ich schätze mal das Oli und Ich in mindestens sieben oder acht Fotoalben in Japan für viel Freude sorgen werden. Nach sechs Stunden kamen wir wieder in Plancenoit an wo wir als erstes auf das "Fun" Krüger Regiment stießen die auch schon seit Mittag in Plancenoit hausten.

Die Krügers hatten es sich beim hiesigen Bauern in der Scheune gemütlich gemacht. Und da ja noch niemand aus unserer Truppe da war und die Krügers uns einlieden machten Sans- Souci und Ich es uns ebenfalls in der guten Stube gemütlich. Der Abend verging mit dem üblichen...
...ja das belgische Bier.

Am nächsten Morgen hatten die Krüger Sachsen gleich ein Problem das ja in vielen Einheiten auch damals gehabt haben müssen. Die Autobatterie wie sie es nannten Ihrer Kutsche ohne Pferde war leer dafür die Wurst und das Bier kalt. Wie oft habe ich die Berichte der einfachen Soldaten aus jener Epoche gelesen in denen sie über leere Batterien klagten weil sie die ganze Nacht die Kühltruhe laufen lassen hatten. Solche Berichte kommen ja recht häufig vor. Irgendwann wollten aber auch die Kutsche wieder und es konnte mit guter Laune und voller Freude auf das Biwak nach Waterloo gehen wo wir in das Wellington Museum wollten. Und da sollte es geschehen in der kurzen Zeit in der wir nahe der Front lagen hatten wir das erste Mal Feindberührung was sich in Form des "British Regiment Of Ugly Art" äusserte. Kurz um lustige Uniformen, lustige Menschen und vor allem waren Männer in der Einheit da hätte ich schwören können es seien Frauen aber so etwas kommt ja in keiner Armee der damaligen Zeit vor.

Zurück im Biwak dauerte es auch nicht lang und der erste und größte Teil unserer 60 Mann Truppe kam in Form von den Grenadieren Ours, Champagne und Rotisseur an. Zur gleichen Zeit befand sich auch schon Günther im Lager der wie Oli und Ich auch einen kleinen Teil unserer 80 Mann Truppe bildete. Eigentlich waren wir schon alle. Aber eine kleine Truppe kamm erst tief in der Nacht und fast am Ende eines schönen Abends. Und nachdem die Patronen gedreht waren. Also waren wir komplett Grenadier Delicat war mit den restlichen 30 Mann unserer 150 Mann starken Tuppe eingetroffen.

Da die 22e wieder einmal die größte Gruppe stellte mußten wir auch diesmal wieder einmal die kleineren Gruppen bei uns unterstellen. Dieses waren die Malteser und die Italienische Darstellungsgruppe "113. Km/h".

Schon beim Exen zeigte sich das Oli unsere 200 Mann völlig unter Kontrolle hatte. Und auch die Italiener hielten sich gut den Sie waren uns im wahrsten Sinne des Worts immer einen Schritt voraus. Schon kurz nach dem Exen wurde es ernst. Die 400 Mann starke 22e setzte sich in Bewegung was natürlich bei unserer wehenden Fahne und unseren Trommlern und Pfeifern spektakuläre Züge annahm. Die "113. Km/h" stellte nebenbei auch einen Gardesoldaten der bewaffnet mit Plastikgewehr und Turnschuhen das aussehen unserer Gruppe natürlich ins positive stiegen lies.

Während der Schlacht blickte ich an der 600 Mann starken Truppe entlang. Ein gefühl der Stärke, der Überlegenheit einfach ein Gefühl das Unbeschreiblich war. So viele Musketen hatte die 22e noch nie auf das Feld der Ehre gebracht.

Und wenn wir schon beim Thema Ehre sind. Ich würde ja gerne einen Grenadier besonders erwähnen. Ja es ist wohl an der Zeit einen Orden zu verleihen. Und zwar an keinen geringeren als Grenadier Rotisseur der im Nahkampf drei Britische Klobis alleine zu Boden stürtzte. Allerdings bekommt er ihn erst sobald er gelernt hat das auch der Rock zur Uniform gehört und mit auf das Biwak gebracht werden muß. Während die Britischen Klobis noch strampelten und versuchten wieder auf die Beine zu kommen wurde die Schlacht an dieser Stelle unterbrochen da die Holländer eine Verschnaufpause brauchten.

Hier stellte man sich die Frage hat Napoleon wirklich verloren?

Als wir den letzten Teil des Schlachtfeldes ereichten bot uns die Natur und die 9e einen Eindruck der wirklich toll war, der dann aber leider durch Pressemenschen, Fernsehleuten (RTL Belgien), spielenden Kindern und völlig verblödeten Schaulustigen getrübt wurde und einem die Lust nahm. Auf dem Marsch zurück breschten die Britischen Infanterie Einheiten alle auf Kutschen aufgesessen an uns vorbei. Leider empfanden diese Inselbewohner das Auspfeifen noch als Huldigung Ihrer hervorragenden Kondition. Wahrscheinlich mußten sie nur schnell zum Mc Donalds da man ja bei 2 Stunden in der Sonne laufen doch die eine oder andere Kalorie verbrennt. Unterwegs machte unsere Einheit einen Eishändler glücklich und Oli arm. Man bedenke wenn 1000 Mann Eis wollen!

Zurück im Lager nahmen wir uns nach einer kleinen Rast sofort unseren Musketen an. Die freuten sich besonders und wurden wegen Ihren besonderen Leistungen auch mit einer extra Portion Öl belohnt. Ein rührendes Bild gab unser Grenadier Delicat ab der sich mit seinem Bernd unterhielt und Ihn tröstete das er alleine unter Frauen sei (Ob das für Bernd nun eine Strafe ist sei noch dahin gestellt) und das irgendwann einmal ein weiterer Mann als Kumpel für Ihn kommen würde.

Nach dem Waffe putzen gab es dann auch schon bald eine Delikatesse die Bettinas glückliches Händchen für uns zubereitete.

Danach liesen wir denn Abend im Stroh in Decken gekuschelt mit einem Fläschchen Wein ruhig angehen. An dieser Stelle war die Welt eben in Ordnung. Irgendwann verließen wir dann aber doch das Stroh um uns auf denn Weg richtung Kneipe zu machen um doch noch ein Bierchen zu trinken. Unterwegs fielen uns zwei Sachsen in die Hände die wir dann auch noch mitschleppten. An dieser Stelle ist nicht viel zu erzählen außer das "Gott" die besten Positionen zum Schlafen hat ob im sitzen oder im liegen ja ich glaube sogar im stehen. Nach einem Pfeifchen bei den Krügers gingen wir dann auch in die Falle um dann am nächsten Morgen fit und munter für die zweite Schlacht zu sein.

Ja die zweite Schlacht...

...hätte ich Kugeln gehabt hätte es einige Tod gegeben. Wir standen zusammen mit der "113. Km/h" und denn Maltesern genau am Biergarten der Dorfkneipe. Es war so authentisch...

...was dann auch die Kameraleute nutzten um uns zu filmen und zu nerven. Gewiß gab es auch wieder denn ein oder anderen der mit Streifen auf den Ärmeln versucht im Hobby seine Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren der gern mal sein geballtes Wissen über die Schlacht in die Kamera lallt. Die Szene war klasse. Der "Nußknacker" stand und befahl rauchend seine Truppen, der Soldat mit dem Plastikgewehr rannt vor uns durch die Kamera, historisch korrekt gekleidete Pressemenschen rannten um her, aufgebrachte und schreiende Kinder, auch einige Selbstdarsteller, die Hornbrillen, Plastikflaschen, die Bauch und rückenfreien Marketenderinnen die mit Ihren hochauthentischen Schuhen von Deichmann entzückten, der Ufz mit der Sonnenbrille ja alles war da. Das einzige was ich vermißte waren die Clowns die dann aber später in Form der Garde doch noch kamen.

Und dann ging es auf das Schlachtfeld. Wir hatten gerade Stellung bezogen als wir wieder im Tempo 113 wegrannten. Wegrennen mußten wir letztendlich wohl auch weil es tatsächlich jemanden gab der seine Muskete nicht laden wollte da er zu Faul zum Putzen war. Namen wollen wir hier nicht nennen. Letztendlich gab es dann Kräfte in der Einheit die denn Moment nutzten um das bei Ihrem Sergeanten zu melden der dann auch gleich das harte Urteil sprach. Aber wie immer wurde das Problem mit einer Flasche Wein aus der Welt geschafft.

Hier möchte der Autor nur noch eins anmerken: Denunzianten keine von uns!

Da nach diesem glorreichen Gefecht das aus rennen bestand sowieso keiner mehr Lust hatte am zweiten Teil teilzunehmen zog also unsere 2000 Mann starke Truppe wieder in richtung Biwak. Laut singend und mit Freude diesem Affengehege entkommen zu sein.

Ja nun war auch das Biwak wieder zu Ende und wie immer bleibt nur eins zu sagen nirgends ist es schöner als in Großgörschen.

Zu erwähnen ist auch noch das Backenbart uns nicht einmal begrüßt hatte obwohl er im Lager war. Aber wie immer war es toll mit denn Leuten zusammen zu sein und auch die Sachsen sind sehr angenehme Leute. Auch wenn man den Eindruck bekommen könnte es war nicht alles schlecht. Im Gegenteil es gab währen der Schlacht echt tolle Momente die ich nicht missen wollte.

Aber das wißt Ihr ja alle selber.

à bientôt

Élève