Wachs zu Patrontaschen.



Wie macht man das Patrontaschen-Wachs ?

Man läßt ein Pfund weiß Wachs schmelzen, zu welchem man nachgehends ein wenig arabischen Gummi thun kann. Man schüttet einen Theil dieses zerschmelzten Wachses auf eine Unze von gebranntem Elfenbein. Nachdem man die Mischung hinlänglich bearbeitet hat, setzt man alles aufs Feuer und rührt es gelinde, bis es siedet; alsdann nimmt man es weg, siebt es, oder gießt es ab.

Hat man kein weißes Wachs, so nimmt man gelbes; man kann auch beydes unter einander mischen. In diesem Falle aber thut man zwey Unzen arabischen Gummi hinzu, ihm die Fette zu nehmen und Glanz zu geben. Man kann Rebschwarz (noir de vigne) für gebranntes Elfenbein brauchen.

Einige Regimenter lassen ihre Patrontaschen mit Firniß überstreichen; dieses macht ihnen den Gebrauch des Wachses unnöthig. Diese Maßregel ist sehr ökonomisch, denn das Wachs kostet jede Compagnie monathlich neun bs zehn Franken, und viele Patrontschen werden verderbt durch die Art, wie man sie über das Feuer hält, oder durch den Gebrauch der heißen Kieselsteine, mit welchen man das Wachs schmelzt, ausdehnt und glättet.

Wie wichst man die Patrontaschen, Scheiden u. s. w. ?

Ist die Patrontasche neu, so schabt man sie bis auf den geringsten Flecken; man überfährt sie mit dem glatten Bimssteine, um das harte Schwarz wegzubringen, welches das Wachs hindert, in das Leder einzudringen; ohne diese Vorsicht würde sie sich bald schuppen. Man wichst stark und gleichförmig, indem man das Wachs über das Feuer hält; man wichst noch einmahl, und läßt wieder ausflammen, damit jede Wachsschichte ein Ganzes ausmache, die Patrontaschen eben werden und sich nicht schuppen. Hernach reibt man mit einem hohlen Knochen, und legt wieder überall gleich viel Wachs auf. Hat das Leder Fehler oder kleine Löcher, so streicht man sie sorgfältig mit Wachs zu, und fährt fort, mit dem Knochen zu reiben, bis das Leder vollkommen eben ist: alsdann glättet man es mit einem Korkstöpsel, und wenn es heiß ist, so trocknet man es erst einige Zeit darnach ab, um den Glanz zu erheben; denn es verliert diesen, wenn man es in dem Augenblicke trocknet, da es heiß ist. Ein Stück von alter faserigter Leinwand, oder feinem Tuche, das man wie einen glatten Druckerballen (tampon) bildet, taugt hierzu. Ist die Patronentasche trocken und ganz ohne Flecken, so kann man sie durch ein leichtes Reiben mit recht trockener, flacher Hand, spiegelglatt machen. Bey den schon getragenen Patronentaschen, welche fett sind, und bey welchen das Wachs keinen Glanz mehr haben kann, schabt man das Fett mit einem Messer ab, nachdem man sie an das Feuer gehalten hat; man wichst und flammet sie aus, wie die neuen, und rüstet sie auf dieselbe Art zu.

Wenn eine Patronentasche unförmlich ist, oder ihre Ecken verunstaltet sind, so kann man ihr, wenn das Leder heiß ist, nach einigem Reiben mit dem hohlen Knochen die rechte Gestalt wieder geben, die sie im Erkalten behalten wird. Eine Patronentasche, im Sommer im Schatten bearbeitet, geräth besser, als in der Sonne; denn je schwerer es wird, das Wachs weich zu machen, desto mehr Glanz nimmt es an.

Die Polizey-Verordnung will: "Die Patrontaschen sollen sogar an den Seiten gewichst seyn; um das Wachs zu glätten, braucht man einen Glättkolben von Buchs."




[Bardin]. Handbuch für Unteroffiziere und Corporäle der Infanterie; oder Inbegriff aller Vorschriften und Gebräuche, deren Kenntniß ihnen unentbehrlich ist. Herausgegeben mit Gutheißung S. E. des Kriegsministers, zum Gebrauche der Westphälischen Armee. Düsseldorf und Straßburg, 1810. S. 14 f. (§. 20.)