Die Erlebnisse der Rekruten Deuxième und Frédéric in Großgörschen "1803".


Wann exerzieren wir endlich weiter? Nach "jahrelangem" Warten, da wir angeblich noch nicht alt genug waren, fanden wir endlich eine zu verstärkende Einheit, um zum Ruhme der französischen Republik beizutragen.

Und so machten wir uns am 6. Mai auf zur 22e demi-Brigade d'Infanterie de Ligne.

Nach kapp zweistündiger Reise kamen wir endlich in Kaja an, dem Ort, in dem unseren Informationen nach unsere zukünftige Einheit lagern sollte, und die Marines de la Garde wiesen uns auch bereitwillig den Weg zur Unterbringung der 22er. Dort angekommen, fanden wir die alte Scheune vollkommen verlassen vor.

Nachdem wir kurzzeitig ziellos in der Gegend herumgelaufen waren, eröffnete man uns, diejenigen, die wir suchten, wären beim Exerzieren und zeigte uns erneut den Weg.

Als wir sie dann endlich gefunden hatten, wurden wir auch sogleich von den beiden sehr hilfsbereiten Grenadieren Sans-Souci und Bertha eingekleidet und mit etwas engen Uniformröcken und "neusten" Musketen ausstaffiert.

Und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon auf dem Marsch, nachdem uns ein Haufen wildgewordener Preußen in Kaja in den Rücken gefallen war.

Danach ging's ans Exen, und kaum zurück im Lager, bat uns Sans-Souci noch ein paar Einzelstunden Gewehrdrill an, was wir selbstverständlich nicht ablehnen konnten.

... etwas enge Uniform? Quatsch! Doch gerade als wir uns zu einer kleinen Pause niederlassen wollten, kam auch schon der Befehl zum Abmarsch. Kurz darauf befanden wir uns bereits im Gefecht.

Ein genialer, von unseren Capos und dem 9e régiment légère erdachter Plan eines vorzeitigen Generalangriffs (mit dem wir zweifelsohne in wenigen Minuten das ganze Schlachtfeld leergefegt hätten), wurde jedoch von unserem Stab rechtzeitig unterbunden, der den Kampf merkwürdigerweise noch herauszögern zu wollen schien. Nichtsdestotrotz gewannen wir (natürlich!) die Schlacht durch unseren heldenhaften Einsatz, und auch durch die kleinen Koordinationsschwierigkeiten der Alliierten, wie z.B. eine volle russische Salve in das Lützow'sche Freikorps. Aber die persönlichen Zwistigkeiten der Russen und Preußen interessierten uns nicht weiter.

So waren wir kurze Zeit später mit viel Ruhm bekleckert, erschöpft und ohne Verluste zurück in unserem Biwak. Während Deuxième und ich erneut von Grenadier Sans-Souci gedrillt wurden, reinigten die anderen bereits ihre Waffen, was wir kurz danach auch taten.

Abends hatten wir dann noch Ausgang.

Später, als wir sowie die Grenadiere Bertha und Copain in den schönsten Träumen diesen glorreichen Tag noch einmal Revue passieren ließen, kam schließlich auch die restliche Einheit vom Bierzelt der Alliierten zurück und riß uns lautstark aus dem Schlaf.

Bertha, Copain, Haricot und Sans-Souci schliefen (soweit ich weiß) sofort ein. (Sans-Souci begann augenblicklich so laut zu schnarchen, daß man einen nächtlichen Überfall der in ihrem Schlaf gestörten Preußen befürchten mußte. Wir beseitigten diese Gefahr jedoch durch ein mühsames Verlagern seines leblosen Körpers und wickelten ihn in eine Decke ein.)

Der Rest begann darauf eine nette Gesprächsrunde, so daß man sich auch außerdienstlich etwas näher kennen lernte. (Wir erfuhren z.B., daß Gott den tapferen Grenadier Ours mit dem Vornamen Raik Torsten gesegnet hatte, was einige (wir wollen ja keine Namen nennen) sehr zu amüsieren schien.)

Und nachdem wir letzten Endes auch alle für uns wichtigen Informationen aus dem Grenadier Ail heraus gekitzelt hatten, schliefen wir irgendwann endlich ein.

Antreten vor der beschlagnahmten Scheune. Am nächsten Tag wurde nur noch ein wenig gedrillt, und dann machten sich allmählich alle auf den Weg zurück in ihre Garnisonen.

Deuxième und ich fanden dieses Wochende sehr schön und freuen uns schon auf das nächste Mal.

Frédéric



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