Gottersdorf.



Mathieu Nachdem sich am Freitag, dem 16. Mai 2003, die Bürgerin Cecile, der Bürger Du Jard und meine Wenigkeit bei mir zu Hause versammelt hatten, wurden wir durch den Anruf des Bürgers Élève (der leider nicht mitkommen konnte, da er einen nicht aufschiebbaren Museumsbesuch wahrnehmen mußte) vom Kommen unseres Sergeanten unterrichtet ......... so daß wir sofort aufbrechen konnten. Die so gewonnene Zeit nutzten wir zu einer Rundfahrt durch den Odenwald, anstatt den direkten Weg zu fahren .........

Nachdem wir glücklich mit dem Einbruch der Dunkelheit ankamen, wurden wir sofort von einem Kamerateam belagert, das neben den Fragen auch gleich noch die Regieanweisungen samt den Antworten lieferte (welche Garde sind sie ?) ......... da dieses Verfahren bei uns leider nicht den gewünschten Erfolg zeigte, Sans-Souci sollte erklären warum er das Auto wegfahren wollte: ich fahre es weg, weil es im Weg steht! Reporterin: Sie fahren es weg, weil es unauthentisch ist ......... Sans-Souci: Nein es steht im Weg, deshalb fahre ich es weg ......... Reporterin: Sie fahren das Auto weg, weil es nicht ......... usw. usw. .........

Auf jeden Fall stürzten sie sich bald auf die zahlreichen willigeren Opfer ......... und wir konnten den von unserem Mitgrenadier Intrépide schon beschlagnahmten Schweinestall beziehen ......... dieser sollte für das Wochenende unser Quartier sein. Leider erhielt unser tapferer Grenadier Du Jard den Befehl, mit seinem Leben für den Schutz der im Nebengebäude einquartierten Zivilisten einzustehen ......... so daß er nicht in den Genuß kommen konnte, im ungeheizten Stall zu nächtigen .........

Mit unserem Erscheinen verschlechterte sich das Wetter im Gegensatz zu unserer Stimmung zusehends ......... der Abend wurde mit einer netten Gesprächsrunde im Nebenhaus beendet.

Der Federmann. Am nächsten Morgen wurden wir aus dem Schlaf gerissen, weil jemand aufs fürchterlichste eine Katze zu Tode quälte ......... als wir nachsahen, war klar, daß die Person ein Fall für die Irrenanstalt war: welcher Mann läuft schon in einem Rock rum und hat dazu Vogelfedern auf dem Kopf ? Dazu noch ein komisches Schminktäschchen um den Bauch gebunden und halterlose Strümpfe ? Aber was soll's ......... wir hatten eh nicht viel von der Nacht ............ einer war immer wach, und alle am frieren .........

Nach dem "Wecken" sind wir dann eine Weile mehr oder weniger sinnlos rumgestanden , dann wurde zur "Truppenparade" gerufen ......... das war laut Aushang des Veranstalters auf zwei Stunden veranschlagt ......... bis die letzten Grenadiere von uns am Platz waren, konnten wir gerade noch hören: "Kompanieführer übernehmen Sie ihre Truppen und lassen sie wegtreten" ......... das ganze dauerte noch nicht mal 10 Minuten ......... auch recht.

Danach widmeten wir uns dem Frühstück ......... das sehr reichhaltig war: Kaffee, Wurst, Käse, Brot, Äpfel ......... mehr, als wir essen konnten. Zur Nahrungsaufnahme zogen wir uns in die ehemalige Poststelle des Ortes zurück ......... und konnten in dem Haus in historischer Umgebung frühstücken.

Unser unermüdlicher Grenadier Du Jard drängte auf die ersten Drillsequenzen ......... und schon bald exerzierten wir fleißig ......... kleine Pause ......... exerzieren ......... kleine Pause ......... exerzieren ......... usw.

So gegen 10 Uhr 30 entschlossen wir uns, einen kleinen Rundgang durch das Gelände anzutreten. Es gibt in dem Ort sehr schöne historische Gebäude ......... wenn manche auch schon zu "modern" für uns sind .........

Der Einsatz von Piken in der französischen Armee ... Irgendwie "vergaßen" wir die Zeit ......... und so kam es, daß wir beim Beginn des "Gefechtes" gerade am davon weitestentfernten Punkt des Dorfes waren. Bis wir ausdiskutiert hatten, ob es sich nun um Kanonen oder ein Gewitter handelte ......... und Sans-Souci noch schnell versuchte, eine Rinderherde für den Dienst in der Armee zu rekrutieren ......... verging nochmals etwas Zeit ......... dann fanden wir noch eine Ader aus Backsteinresten zum Ziegelmehl machen und einen Waldlehrpfad, dem wir natürlich folgen mußten ......... auf diesem Pfad wiederum konnten wir Holzstangen von beträchtlicher Länge finden, um etwas Pikendrill in das Programm aufzunehmen ......... Dabei trafen wir eine Frau aus dem Feldlager, die ihren Hund ausführte, diese wiederum erzählte uns, daß das Gefecht um das Dorf schon tobte und wir uns beeilen müßten, um es nicht zu verpassen. Ohne lange zu überlegen, bildeten wir eine Formation, und rückten mit unseren Piken (die Musketen waren ja im Dorf) gegen den Ort vor. Dort angekommen, bahnten wir uns einen Weg durch die Zuschauer und platzten völlig unpassend mitten in die Schlacht. Nach einer kurzen Orientierungsphase griffen wir tatkräftig ein und lieferten uns ein Handgemenge mit den Österreichern ......... das dann von unserem Sergeanten durch "Schere- Stein- Papier" zu unseren Gunsten entschieden wurde. Einen hinterhältigen Flankenangriff der Hochländer, die uns mit Kartoffeln bewarfen, wehrten wir durch Aufessen der Geschosse heldenhaft ab ......... dann war es auch schon vorbei.

Rundumerneuerung Unsere Musketen waren schnell geputzt :-) ......... und die historische Lagerdarstellung begann mit Näh-, Flickarbeiten und der Herstellung von Ziegelmehl. Dazu gesellten sich auch die beiden Damen aus dem Armenhaus, so daß es sehr unterhaltsam war. Die meisten Fragen von Zuschauern bezogen sich auf den Einsatz von Piken in der französischen Armee und die Frage, ob wir aus unseren Feldflaschen Branntwein trinken würden ! Bald gab es auch Mittagessen, einen leckeren Eintopf und die Reste vom Frühstück.

Kurze Pause - exerzieren ......... kurze Pause - exerzieren ......... so füllten wir den Nachmittag aus. Unterbrochen nur von einer kurzen Verhandlung der Finsterwalder Kaisergarde mit dem Bürgermeister des Ortes ......... über die wir lieber den Mantel des Schweigens ausbreiten.

Abends fanden wir uns bei einem guten Tropfen im Armenhaus ein, um dort beim Kartenspiel mit den Bewohnern Konversation zu betreiben ......... aufgrund der Tatsache, daß sich die Bewohner des Hauses etwas unsicher fühlten, mußte der Grenadier Intrépide in dieser Nacht zusätzlich zum Wachdienst in das Haus abkommandiert werden .........

Am nächsten Morgen lief das Programm nach dem üblichen Katzenschänden der Rockträger ziemlich schleppend an .........

Frühstück, exerzieren, Pause, exerzieren ... Frühstück, exerzieren, Pause, exerzieren, Spaziergang durch das Dorf, exerzieren, Pause und Vorführungen für die Touristen (Exerzieren) und noch eine Gerichtsverhandlung gegen den Bürgermeister der Stadt (auch hierüber hüllen wir wieder den Mantel des Schweigens zum Schutze aller Beteiligten). Das Gefecht fiel wegen anhaltendem Schlechtwetter aus .........

Gegen 16 Uhr wurde zum allgemeinen Aufbruch geblasen.

Fazit: die Örtlichkeit ist sehr schön, es gibt viele Möglichkeiten, wirklich in "unsere Zeit" abzutauchen. Der Veranstalter ist sehr großzügig, was die Benutzung der Häuser samt Inventar angeht. Die Verpflegung ist gut und reichlich. Zu guter Letzt besteht viel Freiraum für eigene Aktivitäten der Gruppen .........

Wenn das nächste Jahr wieder Gottersdorf stattfindet, sollten wir auf jeden Fall in großer Zahl daran teilnehmen ......... es lohnt sich !

Salut & Fraternité: Grenadier Mathieu

P.S.: Wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, eine Rinderherde in unsere Truppe aufzunehmen ......... wenn man von den Unterschieden in der Uniformierung absieht, besteht kein allzu großer Unterschied im Verhalten gegenüber unserem Sergeanten ......... und es füllt doch die Linie ungemein auf.