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Gliederfeuer.


Der hier wiedergegebene Text ist ein Tagesbefehl [ordre du jour] aus dem Jahre XIII (1804/05) für die erste Territorialdivision [division territoriale]. Gemeint ist damit die erste Militärdivison [division militaire] mit Paris als Hauptort. Dieser Tagesbefehl findet sich in der zweiten Auflage (1808, S. 138 f.) des "Manuel d'Infanterie ou Résumé de tous les Règlemens, Décrets, Usages, Renseignemens, propres à cette Arme. Ouvrage renfermant tout ce que doivent savoir les sous-officiers." (Handbuch der Infanterie oder Zusammenfassung aller Reglements, Dekrete, Gebräuche und Hinweise für diese Waffe. Ein Werk, das alles beinhaltet, was die Unteroffiziere wissen müssen). Autor dieses Werkes war Etienne-Alexandre Bardin (1774-1841).

Die vierte Auflage (1813, S. 45-47) des "Manuel d'Infanterie" enthält diesen Tagesbefehl ebenfalls, und ebenso eine Art 5. Ausgabe aus dem Jahre 1814 (S. 91-93), die den Titel trägt: "Cours d'Instruction à l'usage des élèves sous-officiers d'infanterie appelés à l'école de Fontainebleau, Définitivement arrêté par la Commission formée dans la Garde impériale pour cette rédaction." (Instruktions-Kurs für den Gebrauch der Unteroffizier-Schüler der Infanterie, die an die Militärschule von Fontainebleau berufen worden sind. Endgültig genehmigt von der Kommission, die für diese Redaktion in der Kaisergarde gebildet worden ist). Außerdem habe ich ihn in zwei Auflagen des "Règlement concernant l'exercice et les manœuvres de l'infanterie du premier août 1791." (Reglement das Exercitium und die Manövres der Infanterie betreffend, vom 1sten August 1791.), erschienen 1809 und 1815 bei Magimel in Paris, gefunden, in einem Abschnitt mit dem Titel "Dispositions contre la cavalerie" (Vorkehrungen gegen die Kavallerie), der sich hinter dem Kapitel über die Linien-Evolutionen befindet. In einer Anmerkung zu diesem Abschnitt heißt es:

Dieser Abschnitt und der folgende sind nicht Bestandteil des Reglements. Doch die Manöver, die sie beschreiben, wurden in mehreren Lagern auf höheren Befehl ausgeführt. Wir glauben daher, sie hier als Anhang wiedergeben zu müssen.

Hier nun der Text:

Gliederfeuer.

Diese Feuer werden mit Bataillons, Demi-Bataillons oder Pelotons ausgeführt, wobei die Regel befolgt wird, daß man zunächst das dritte Glied schießen läßt, danach das zweite, und zum Schluß das erste. [Anmerkung von Bardin 1813: Es wird nicht darauf eingegangen, ob sie auch en arrière ausgeführt werden, doch bietet dies keine Schwierigkeit. Sie beginnen in diesem Fall mit dem ersten Glied, welches zum dritten Glied geworden ist.]

Der Platz der Bataillonschefs, und ebenso der der Offiziere und Unteroffiziere, ist derselbe wie bei den anderen Feuerarten.

Angenommen, der Oberkommandierende einer Linie von sechs Bataillonen wollte das Gliederfeuer [feu de rang] ausführen lassen, so befiehlt er:

1. Feux de rang par bataillon.
2. Commencez les feux.

Nachdem die Bataillonschefs das erste Kommando wiederholt haben, befehlen sie:

1. Bataillon – Armes.
2. Troisième rang.
3. Joue.
4. Feu.
5. Deuxième rang.
6. Joue.
7. Feu.
8. Premier rang.
9. Joue.
10. Feu.

Auf das erste Kommando der Bataillonschefs nehmen die drei Glieder die Position von apprêtez vos armes ein, wie es beim feu de deux rangs beschrieben ist; nur das dritte Glied rückt 6 pouces [16,242 cm] nach rechts.

Auf das dritte Kommando schlägt das dritte Glied durch die Lücke vor sich an, wobei es mit dem linken Bein nach vorne ausfällt, und feuert, so wie es im Reglement vorgeschrieben ist, nimmt dann sein Gewehr zurück, lädt à volonté, ohne Front zu machen oder auf Kommandos zu warten, und kehrt dann in die Position von apprêtez vos armes zurück, um auf weitere Kommandos zu warten.

Auf das sechste und siebente Kommando geht das zweite Glied in Anschlag und feuert, wie es im Reglement beschrieben ist, dann lädt es die Waffen à volonté und kehrt in die Position von apprêtez vos armes zurück, wie das dritte Glied.

Auf das neunte und zehnte Kommando geht das erste Glied in Anschlag und feuert, anschließend lädt es à volonté und nimmt die Position von apprêtez vos armes ein, wie das dritte Glied.

Nachdem die drei Glieder nacheinander gefeuert haben, und wenn der Oberkommandierende das Feuer nicht durch einen Trommelwirbel [roulement] einstellen läßt, lassen die Bataillonschefs mit dem Feuern weitermachen, wobei sie immer mit dem dritten Glied beginnen, nachdem das erste die Position von apprêtez vos armes wieder eingenommen hat.

Beim Trommelwirbel wird das Feuer eingestellt und die drei Glieder schultern ihr Gewehr.

Die Gliederfeuer mit Demi-Bataillons werden auf die gleiche Art ausgeführt, und zwar auf das Kommando der beiden ersten Capitaines, der dienstälteste beim rechten Demi-Bataillon, und der andere beim linken Demi-Bataillon. [Anmerkung von Bardin: Hierin unterscheiden sie sich von den die anderen Feuerarten mit Demi-Bataillons. Siehe Règlement d'exercice, Ecole de bataillon, Nº 31. Im Jahre 1813 ergänzte Bardin: Doch diese Innovation ist impraktikabel. Nur der Bataillonsschef darf die Gliederfeuer mit Demi-Bataillons kommandieren, weil die Capitaines ihre ganze Aufmerksamkeit der Aufsicht über ihre Kompanie widmen müssen.]

Bei den Gliederfeuern mit Pelotons ist es dasselbe, sie werden auf das Kommando der Capitaines, die sie kommandieren, ausgeführt.

Vorteile der Gliederfeuer.

In einer Linie von mehreren Bataillonen haben diese Feuerarten eine große Wirkung, da sie die gesamte Front der Truppen umfassen. Doch sind sie unzweifelhaft noch vernichtender, wenn sie mit Demi-Bataillons ausgeführt werden: es ist sogar vorteilhaft, sie nur bei einer Linie von zwei oder drei Bataillonen zu gebrauchen, da sich fünf Sechstel der Feuerkraft ständig in Reserve befinden, und es keine andere Unterbrechung gibt als die, die zum Erteilen der Kommandos notwendig ist.

Bei dieser Feuerart müssen, mehr als bei jeder anderen, die Kommandos klar und deutlich, und ohne Übereilung gegeben werden. Die größte Aufmerksamkeit muß darauf verwendet werden, daß einem Glied nicht eher joue befohlen wird, als bis das Glied, das vorher gefeuert hat, seine Waffe an die linke Seite genommen hat.

Die Gliederfeuer beginnen stets mit den ungeraden Bataillons, Demi-bataillons oder Divisions, und werden von den geraden Bataillons, Demi-bataillons oder Divisions fortgeführt, wie es im Reglement für alle anderen Feueraretn vorgeschrieben ist.



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