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Die Anfertigung der Patronen.


Am 19. Juni 1806 publizierte der Kriegsminister eine Instruktion für die Offiziere, die für die Waffen der Infanterie- und Kavallerie-Regimenter zuständig waren. Sie war von Gaspard Hermann Cotty redigiert worden. Ein Teil dieser Instruktion behandelte die Anfertigung der Patronen [cartouches], dieser Teil wurde von Cotty in seinem im selben Jahre in Paris erschienenen "Mémoire sur la fabrication des armes portatives de guerre." (Denkschrift über die Herstellung der Kriegs-Handwaffen.) wörtlich wiedergegeben (S. 23 ff.):

Bemerkungen über die Anfertigung der Patronen.

Um die Patronen für die Musketen [cartouches à fusil] anzufertigen, verwendet man,

1º. Rollhölzer [mandrins] von 18,95 cm (7 pouces) Länge und 1,52 cm (6 lignespoints) Durchmesser. Sie müssen von guter zylindrischer Form, und aus hartem und trockenem Holz gemacht sein. Das eine Ende muß abgerundet sein, und das andere dergestalt ausgehöhlt, daß es ein Drittel der Kugel aufnehmen kann.

2º. Ein Pulvermaß [mesure] aus Kupfer [cuivre] in der Form eines oben offenen, abgeschnittenen Kegels. Gefüllt muß er den vierzigsten Teil von 489 Gramm (den vierzigsten Teil eines livre) Pulver aufnehmen.

3º. Papier, das Festigkeit haben muß, doch ohne zu dick zu sein, und dessen Höhe 35,18 cm (13 pouces) und dessen Breite 43,29 cm (16 pouces) beträgt. Um es zu zerschneiden, legt man den Bogen der Breite nach in drei Lagen übereinander, dann teilt man jedes Drittel seiner Länge nach in der Mitte, und jede Hälfte der Drittel nochmal in der Mitte durch eine Diagonale, die 5,86 cm (2 pouceslignes) unterhalb der oberen linken Ecke beginnt und 5,86 cm (2 pouceslignes) oberhalb der unteren rechten Ecke endet. Dadurch wird jedes Blatt in zwölf Stücke geteilt, und jedes Stück, aus dem man eine Patrone macht, ist ein 14,43 cm (5 pouceslignes) hohes Trapez, dessen beide Grundseiten 11,50 cm (4 pouceslignes) und 5,86 cm (2 pouceslignes) lang sind.

Man setzt die Kugel in die Aushöhlung des Rollholzes, und wickelt das Papier fest darum herum, wobei man an der [14,43 cm langen] Seite beginnt, die den rechten Winkel mit der Grundseite von 11,50 cm (4 pouceslignes) bildet. Man achtet darauf, einen Rand von etwa 1,35 cm (6 lignes) zu lassen, den man umfaltet und mit Hilfe einer kleinen Aushöhlung in der Oberfläche des Tisches, an dem man arbeitet, über der Kugel festdrückt. Nachdem man das Rollholz herausgezogen hat, schüttet man die festgesetzte Menge Pulver hinein, und faltet dann das Papier zusammen, so nahe wie möglich am Pulver.

Wenn die Patronen ohne Kugeln gemacht werden sollen, legt man den Bogen der Breite nach in vier statt in drei Lagen übereinander und erhält so sechzehn Patronen [jede aus einem 10,8225 cm hohen Trapez, dessen beide Grundseiten 11,50 cm und 5,86 cm lang sind]. In diesem Fall muß die Pulverladung nur ein Sechzigstel von 489 Gramm (ein Sechzigstel eines livre) betragen: das Maß ist nur gestrichen voll.

Man überprüft, ob die Patronen passen, indem man sie in die Mündung eines Laufes mit dem entsprechenden Kaliber steckt.

Man packt sie in Päckchen [paquets] von 10 und von 15, wobei man die Enden mit den Kugeln abwechselnd in beide Richtungen legt, und wickelt sie in ein Blatt Papier ein, das man an beiden Seiten zusammenfaltet und mit einem Faden [ficelle] zusammenbindet, der kreuzweise über die Mitte der Höhe und der Breite geführt wird.

Die Kugeln für die Musketen [fusils] und für den Karabiner und die Pistole der Kavallerie [le mousqueton et le pistolet de cavalerie] haben denselben Durchmesser [diamètre], und die Patronen sind identisch, von der [geringeren] Menge an Pulver für die Kavalleriepistole abgesehen. Daher lassen sich die Patronen weniger leicht in die letzteren beiden Waffen laden, deren Kaliber etwas geringer ist als das der Musketen. Doch andernfalls könnte die Ladung aus dem Karabiner oder der Pistole herausrutschen, da sie der Reiter zu Pferde mit der Mündung nach unten trägt.

Diese Bemerkungen wurden ohne Änderung in eine"Instruction sur le tir des armes à feu." (Instruktion über das Schießen mit den Handwaffen.) übernommen, die vom Kriegsministerium im Juni 1816 veröffentlicht wurde, mit der Ausnahme, daß diese Instruktion nur von Päckchen von zehn Patronen spricht.

Mandrin.
Ein rekonstruiertes Patronenrollholz, von 18,95 cm (7 pouces) Länge und 1,52 cm (6 lignespoints) Durchmesser.

In der zweiten Ausgabe (1808) seines "Manuel d'Infanterie" (Handbuch der Infanterie), zitiert Bardin diese Instruktion ebenfalls (Nº 43, S. 71 ff.), macht jedoch noch die folgenden beiden Anmerkungen über die Patronenpäckchen:

Jedes Päckchen von Patronen mit Kugeln, das man in die Fächer [auges] in der Patronentasche steckt, wird dort senkrecht hineingesetzt. Die Patronen, die in die Bohrungen [trous] des Patronentaschenkastens [coffret] gesteckt werden, müssen dort mit der Kugel nach oben hineingesetzt werden, so daß man bei den Inspektionen auf einen Blick sieht, ob die Soldaten Patronen mit oder ohne Kugeln haben.

Sie müssen möglichst aus fünfzehn Patronen bestehen, die in drei Reihen angeordnet sind, denn solche Päckchen haben eine Ausdehnung von drei pouces neun lignes [101,5 mm] zu zwei pouces [54,1 mm], und die Ausdehnung der Fächer in der Patronentasche beträgt nur wenige lignes mehr. So entsprechen sich diese Anzahl und die Proportionen der Patronentasche, während die Päckchen mit nur zehn Patronen in jedem Patronentaschenkasten einen Leerraum von zehn Schuß lassen.

Der Text dieser zweiten Ausgabe, jedoch ohne die beiden vorhergehenden Anmerkungen, findet sich ebenfalls (S. 104 f.) in dem "Cours d'Instruction à l'usage des élèves sous-officiers d'infanterie appelés à l'école de Fontainebleau, Définitivement arrêté par la Commission formée dans la Garde impériale pour cette rédaction." (Instruktions-Kurs für den Gebrauch der Unteroffizier-Schüler der Infanterie, die an die Militärschule von Fontainebleau berufen worden sind. Endgültig genehmigt von der Kommission, die für diese Redaktion in der Kaisergarde gebildet worden ist.), welches im Jahr 1814 erschien.

In der vierten Auflage (1813) seines "Manuel d'Infanterie", gibt Bardin eine etwas detailliertere Beschreibung der Vorgehensweise bei der Patronenherstellung (Nº 45, S. 36 ff.):

45. - Anfertigung der Patronen.

Die Patronen der Infanterie, oder Musketenpatronen, sind kleine Säckchen aus Papier, die die Pulverladung und die Kugel enthalten.

Die Menge an Pulver, die man normalerweise für jede Patrone verwendet, entspricht der Hälfte des Gewichts der Kugel.

Zwischen 16 und 20 Kugeln der Musketen der Infanterie gehen auf ein livre (489 Gramm) [das sind zwischen 24,4 und 30,6 Gramm pro Kugel], so daß nach dem vorgesagten auf ein livre Pulver vierzig Patronen kommen.

Um die Patronen für die Infanterie zu machen, ist am besten gut geleimtes, nicht zu dickes Papier geignet, welches solche Abmessungen hat, daß beim Zuschneiden keine Abfälle übrigbleiben. Papier, welches ausgebreitet 35 cm (13 pouces) hoch und 43 cm (16 pouces) breit ist, erfüllt diese Bedingung.

Um einen Bogen dieses Papiers zu zerschneiden, legt man ihn der Breite nach in drei Lagen übereinander, jedes Drittel wird in zwei Teile zerschnitten, die 17,50 cm (6 pouceslignes) hoch und 14,50 cm (5 pouceslignes) breit sind, und jedes dieser sechs Stücke wird in zwei Trapeze zerschnitten, deren vier Seiten 15,50 cm, 14,50 cm, 11,50 cm und 6 cm (5 pouceslignes ¾, 5 pouceslignes, 4 pouceslignes, 2 pouceslignes) haben müssen.

Jedes dieser kleinen Trapeze dient dazu, eine Patrone zu machen, so daß ein Bogen Papier zwölf davon liefert.

Die in einer Werkstätte [atelier] für Infanteriepatronen notwendigen Gegenstände sind:

Tische, in deren Oberfläche kleine Löcher gemacht sind, die etwas größer als der Durchmesser der Kugeln sind, und deren Tiefe einem Drittel dieses Durchmessers entspricht.

Rollhölzer [mandrins] aus trockenem und hartem Holz, 19 cm (7 pouces) lang mit 1,50 cm (6 lignespoints [das sind eigentlichen 1,52 cm]) Durchmesser (eine ligne [2,26 mm] weniger als der Durchmesser der Seele des Infanteriegewehrs). Sie sind an dem einen Ende abgerundet, und haben an dem anderen eine Aushöhlung, die Platz für ein Drittel der Kugel bietet.

Pulvermaße aus Weißblech [fer blanc], die gefüllt den vierzigsten Teil eines livre [489 g] Pulver aufnehmen. Sie haben die Form eines umgedrehten abgeschnittenen Kegels, dessen kleinerer Kreis den Boden bildet. Sie haben die Abmessungen von 3,40 cm (15 lignes) Höhe, 3 cm (13 lignes) Durchmesser am breiten Ende, und 2 cm (9 lignes) unten.

Fäßchen [barillets], um das verwendete Pulver und die Kugeln aufzunehmen, und weitere für die fertig gerollten, aber noch nicht gefüllten Patronen, welche man dort senkrecht hineinsteckt.

Kleine Trichter [entonnoirs], deren Hals [douille] eine Öffnung mit einen geringeren Durchmesser als die Patronen hat und trotzdem groß genug ist, um das Pulver frei durchrieseln zu lassen.

Um eine Patrone zu machen, nimmt man ein Rollholz, setzt eine Kugel in seine Aushöhlung, und legt es auf eines der Trapeze aus Papier, die Kugel kommt an die Seite, die 11,50 cm (4 pouceslignes) lang ist (mit etwa 6 lignes [1,35 cm] Abstand vom Rand). Man wickelt das Papier fest darum herum, wobei man an der 14,50 cm (5 pouceslignes) langen Seite beginnt. Man nimmt das Rollholz hoch, um das Papier über die Kugel zu falten, man rundet die Falten und schließt sie, indem man die Patrone in eines der Löcher im Tisch steckt und dabei das Rollholz dreht und gleichzeitig fest darauf drückt. Anschließend nimmt man das Rollholz weg, steckt die Patrone senkrecht in eines der Fäßchen und schüttet das Pulver mit Hilfe des Trichters hinein. Dann faltet man das Papier so nahe wie möglich am Pulver zusammen.

Wenn die Patronen ohne Kugeln gemacht werden sollen, legt man den Bogen der Breite nach in vier statt in drei Lagen übereinander und erhält so sechzehn Patronen. In diesem Fall muß die Pulverladung nur ein Sechzigstel von 489 Gramm (1 livre) betragen [also 8,15 Gramm pro Patrone]: das Maß ist nur gestrichen voll.

Man überprüft, ob die Patronen passen, indem man sie in die Mündung eines Laufes mit dem entsprechenden Kaliber steckt.

Man macht daraus Päckchen [paquets] von fünfzehn, wobei man die Enden mit den Kugeln abwechselnd in beide Richtungen legt, und wickelt sie in ein Blatt Patronenpapier [papier de cartouches] ein, das man an beiden Seiten zusammenfaltet. Dann bindet man es mit einem dünnen Faden [une petite ficelle] zusammen, der kreuzweise über die Mitte der Höhe und der Breite geführt wird. Fünf onces [153 g] dieses Fadens reichen, um tausend dieser Päckchen zuzammenzubinden.

Wenn das Papier bereits zugeschnitten ist, müssen zehn Mann in zehn Stunden 10.000 Patronen pro Tag herstellen. Sechs Mann rollen, zwei Mann füllen, zwei Mann packen.


Vivent les cartouches !
Patronenherstellung im Felde.



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