Bericht über die Operationen der 22e demi-brigade de ligne vom 30. November bis zum 2. Dezember 2001.


Die Ausgangslage.

Die 22e demi-brigade de ligne hatte den Auftrag, in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember aus ihren Quartieren um Leipzig und Heidelberg nach Slavkov östlich von Brünn zu marschieren, um sich mit den sich dort ebenfalls konzentrierenden übrigen Truppenteilen der 27e division militaire zu vereinigen.

Aufgrund allerlei widriger Umstände setzte sich die 22e demi-brigade de ligne am 30. November vorübergehend nur aus den Detachements Champagne, Délicat, Picot, Rôtisseur und Sans-Souci zusammen.

Der Aufmarschplan.

Das Detachement Sans-Souci sollte sich ursprünglich mit der Kolonne der 8e demi-brigade de ligne vereinigen, die aus der Gegend um Brüssel kommend über Heidelberg nach Brünn vorstoßen sollte. Schon am 29. November gelang es jedoch den Diplomaten der Österreicher, den Abmarsch dieser Kolonne aus Brüssel von vorneherein zu unterbinden, da nicht alle ihrer Mitglieder mit den zur Überwindung der böhmischen Grenzwachten angeblich notwendigen sogenannten Reisepässen bewaffnet waren.

Daraufhin wurde der Anmarschbefehl dahingehend umgeändert, daß sich das Detachement Sans-Souci am 30. November mittags mit den anderen vier Detachements der 22e demi-brigade de ligne in Leipzig vereinigen sollte, um von dort aus gemeinsam über Dresden in Böhmen einzurücken.

Erschwert wurde unser Vorhaben durch die Absicht der feindlichen Österreicher, durch ihre böhmischen Hilfstruppen zumindest den Transport der Waffen der 22e demi-brigade de ligne durch Böhmen behindern, wenn nicht gar verhindern, zu lassen. Zudem bot das Detachement Rôtisseur durch einen am 20. Oktober 2001 abgelaufenen Personalausweis möglichen feindlichen Angriffen eine offene Flanke dar, durch die es sich in einem nahezu wehrlosen Zustand befand.

Der erste Angriff.

Um die Risiken gleichmäßig zu verteilen, wurden kurz vor Dresden zwei Kolonnen gebildet: eine aus den Detachements Délicat und Picot, die mit dem Transport der Waffen betraut wurden, und eine weitere, abwechselnd geführt von Champagne und Sans-Souci, die das gefährdete Detachement Rôtisseur begleiteten.

Der Kolonne Déicat gelang es im ersten Anlauf, die unter Decken getarnten Waffen direkt unter der Nase der böhmischen Grenzwachen bei Zinnwald ins Feindesland einzuschmuggeln. Sieg !

Der Vorstoß der Kolonne Champagne wurde jedoch an derselben Stelle durch den befürchteten Flankenangriff auf den abgelaufenen Personalausweis abrupt gestoppt. Bei den ersten argumentativer Gegenattacken unserer tapferen Soldaten zogen sich die böhmischen Grenzwächter zwar zunächst auf eine Sprachbarriere zurück, doch die erwies sich leider als uneinnehmbar. Besiegt, doch moralisch ungebrochen, räumten die drei Detachements Champagne, Rôtisseur und Sans-Souci das Feld.

Ein geniales strategisches Manöver.

Immerhin befand sich die Kolonne Délicat bereits in Böhmen hinterden feindlichen Linien. Der böhmische Ort Tetschen wurde als vorläufiger Sammelpunkt für die beiden Kolonnen bestimmt, und die Kolonne Délicat begab sich direkt dorthin.

Den Vorteil der inneren Linie nutzend, verlegte die Kolonne Champagne ihre Position quer durch das Elbsandsteingebirge, parallel zur Front- und Grenzlinie, um den weiter nördlich direkt an der Elbe gelegenen Grenzposten bei Herrnskretschen zu überrumpeln und von dort aus Tetschen zu erreichen. Die von böhmischen Infiltranten teilweise abgehängten Ortsschilder konnten ihren Marsch nur wenig verlangsamen.

Doch noch ehe es zu erneutem echten Feindkontakt kam, scheiterte der Einmarsch in Böhmen diesmal bereits an grün uniformierten sächsichen Hilfstruppen des Feindes. Ohne gültigen Personalausweis kamen wir nicht durch. Nichts zu machen. Selbst der Hinweis, daß es extrem unwahrscheinlich sei, daß dem Bürger Rôtisseur innerhalb der letzten fünf Wochen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt worden wäre, prallte an der starken sächsischen Panzerung ab.

Konzentration der Truppen.

Wir beschlossen, die Detachements der 22e demi-brigade de ligne vorerst in Bad Schandau zu vereinigen und unser Hauptquartier im dortigen Gasthof "Zum Felsenkeller" aufzuschlagen.

Auf dem Weg dorthin versuchte der Feind, den Marsch der Kolonne Délicat durch ein eigens ausgerücktes Frauenbataillon aufzuhalten, dessen Soldaten trotz der eisigen Kälte halb ausgezogen die Straßen zwischen Grenze und Tetschen säumten, um diese Kolonne zum Anhalten zu bewegen. Ein bei so tugendhaften (und mittellosen) französischen Kriegern wie uns natürlich vergebliches Unterfangen.

Leider geriet aber die Kolonne Sans-Souci kurz vor Bad Schandau in einen durch Anlegen einer 30km-Zone von langer Hand vorbereiteten Hinterhalt: eine Blitzlichtattacke auf Geldbeutel und möglicherweise Führerschein. Gleichzeitig wurde durch Störsender die Kommunikation mit der Kolonne Délicat unterbrochen, so daß auch diese kurz darauf bei der gewohnten raschen Ausführung ihrer Befehle ungewarnt in denselben Hinterhalt geriet.

Kriegsrat.

Wieder vereingt, wurde im provisorischen Hauptquartier Kriegsrat gehalten.

Da der Feind nun alarmiert war und sich als stärker erwiesen hatte als vermutet, hätten weitere Angriffe noch weniger Erfolgsaussichten gehabt als bisher.

Die Idee einer kombinierten Aktion zu Lande und zu Wasser wurde nach dem Hinweis des Detachements Rôtisseur auf seine mangelhafte Ausrüstung für solche amphibischen Unternehmungen (keine Badehose dabei) abgelehnt.

Auf die Verlockungen eines vom Feinde geschickten Agents Provocateur, der den Betrunkenen mimte und uns mit den Worten "Ich kann euch rüberbringen !" in eine Falle locken wollte, gingen wir natürlich nicht ein.

So blieb nur ein vorläufiger Rückzug in unsere Leipziger Quartiere, der noch in derselben Nacht rasch und problemlos bewerkstelligt wurde.

Demonstration der Stärke.

Um den Feind davon abzuhalten, seine am Vortag errungenen Vorteile auszunutzen, hielt die 22e demi-brigade de ligne am 1. Dezember ein großangelegtes mehrstündiges Manöver am Torhaus Dölitz in Leipzig ab. Auch das in der Woche zuvor der biologischen Kriegführung der Österreicher zu Opfer gefallene Rekonvaleszenten-Detachement Poisson raffte sich vom Krankenlager auf, um uns zu verstärken.

Nachdem wir uns gegen Abend nach Einbruch der Dunkelheit davon überzeugt hatten, daß es der Feind tatsächlich nicht wagte, uns nachzurücken, feierten wir unseren Erfolg in der Niederlage bei einem fröhlichen Punsch am offenen Lagerfeuer. Zumindest hatte unser fehlgeschlagener Einmarsch in Böhmen zur Folge gehabt, daß einige Truppenteile der Österreicher an der Grenze gebunden wurden, die ihnen nun in der Hauptentscheidungsschlacht fehlten.

La victoire est à nous !

Am folgenden Tag ging die Nachricht ein, daß die verbündeten Österreicher und Russen bei Slavkov/Austerlitz von den Franzosen vernichtend geschlagen worden seien.

Das Detachement Rôtisseur hat inzwischen durch Verlängerung seines Ausweises seine volle Kampfähigkeit für die übrigen Campagnen des Jahres 10 der Republik wiederhergestellt.

Sans-Souci
2e compagnie de grenadiers
22e demi-brigade de ligne



Die Detachements Rôtisseur, Poisson, Champagne, Picot und Délicat



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