Patrouille bei Hinterweidenthal 2019.

Repos.
Rastlos rasend, ran den Feind.

Am Morgen kommt unsere vier Mann starke Patrouille südlich von Hinterweidenthal an. Über unser exzellentes Netzwerk von Informanten haben wir erfahren, daß in der Nähe ein kleines Detachement preußischer Infanterie lagern soll. Wir sollen die Stärke dieses Detachements herausfinden, und ihm, falls möglich, Schaden zufügen.

Wir nähern uns einer leichten Erhöhung im Wald, hinter der das Lager liegen soll. Oben steht ein Doppelposten. Wir waren zu nachlässig, sie haben uns gesehen, bevor wir sie erblickt haben. Einer der beiden Preußen läuft zurück, um die Truppe im Lager zu informieren, der andere bleibt stehen. Keiner von beiden feuert einen Schuß ab. Wir fächern auf, um den stehen gebliebenen Posten einzukreisen. Er sieht sich das in aller Seelenruhe an, bleibt, wo er ist, und feuert weiterhin keinen Schuß ab. Als wir ihn eingekreist haben, ergibt er sich. Er ist ein junger Rekrut, aber so schlecht instruierte Soldaten auf Vorposten zu stellen, grenzt an Mord. Mitleidig lassen wir ihn, ohne unser heiliges Beuterecht in Anspruch zu nehmen und ihn auszuplündern, in sein Lager zurückkehren.

Das preußische Lager, mitten auf einer Wiese, liegt zu unseren Füßen. Auf unsere Informanten war Verlaß. Die Preußen sammeln sich langsam, sehr langsam. Als sie dann endlich gegen unsere Erhöhung anrücken, schlagen wir uns seitwärts in den Wald. Kurz zuvor war ein Fuhrknecht auf seinem einspännigen Karren aus dem Lager aufgebrochen. Wir beschließen, ihn abzufangen. Da er vermutlich ins Lager zurückkehren wird, eilen wir quer durch den Wald, um ihn auf einem der Wege, die ins Lager zurückführen, zu überraschen. Die Preußen folgen uns nicht. Wir legen uns im Gebüsch versteckt auf die Lauer.

Endlich, nach langer Zeit, kommt er an, doch nicht auf der erwarteten Strecke, sondern auf einem Parallelweg, etwa 200 Meter weiter entfernt. Wir eilen auf ihn zu, in der Hoffnung, ihn noch aufhalten zu können. Er sieht uns, und sein Pferd setzt sich in Trab. Hinter ihm auf der Ladefläche sitzt ein weiterer Knecht, der auf mehr als 100 Schritt Entfernung aus dem fahrenden Karren heraus eine Muskete auf uns abfeuert. Ich höre die Kugel noch nicht einmal in der Nähe vorbeisummen. Jedenfalls ist er nun wehrlos. Der Fuhrknecht, der sich einen Spaß daraus gemacht hat, mit seinem Pferdchen den Abstand zwischen sich und uns stets gleich groß zu halten, hält endlich an, als wir mit unseren Musketen auf ihn anlegen. Schnaufend erreichen wir den Karren. Da von beiden Knechten keine Gefahr mehr ausgeht, schenken wir ihnen das Leben.

Das einzig interessante unter den Sachen, die wir auf dem Karren finden, ist ein Brief eines preußischen Offiziers an einen anderen Offizier. Nun, interessant sind vor allem zwei Flaschen Champagner, die er damit zusammen seinem Kameraden schickt. Rechtmäßige Kriegsbeute. Eine Flasche öffnen und trinken wir, die andere geben wir den beiden Knechten, zusammen mit einer kleinen Münze, die in dem Brief lag. Der französische Soldat teilt gerne.

Unsere Großzügigkeit zahlt sich aus. Wir können den Fuhrknecht mit Leichtigkeit "überreden", uns auf seinem Karren auf einem Umweg zurück zum Lager der Preußen zu fahren. Für den anderen Knecht ist auf der Ladefläche kein Platz mehr. Er bleibt hier. Doch er kann sich ja mit der zweiten Flasche Champagner trösten. Als wir losfahren, sehen wir in der Entfernung ein starkes preußisches Kommando anrücken, das wohl durch den Schuß angelockt worden ist. Das preußische Lager muß jetzt fast leer sein.

Das Pferdchen legt sich kräftig ins Zeug, und wir sind von seiner Kraft beeindruckt. Selbst auf dem weichen und sandigen Waldboden kommen wir rasch vorwärts, und auf dem Hauptweg mit seinem festen Boden noch schneller. Es ist heiß, doch der Fahrtwind kühlt unsere Gesichter. Wir überlegen einhellig, ob wir von der Infanterie zur Kavallerie wechseln sollen.

Als wir uns dem preußischen Lager nähern, erblicken wir nur drei Soldaten, die zudem in sträflichem Leichtsinn ihre Musketen irgendwo abgestellt haben. Die Strafe sind wir. Die übrigen Preußen sind trotz des großen Umwegs, den wir gemacht haben, noch nicht zurück. Vermutlich haben sie sich nicht einmal beeilt, weil sie sich, wie wir, nicht vorstellen konnten, daß sich ein vollbesetzter Pferdekarren so schnell bewegen kann. Wir lassen den Fuhrknecht im langsamen Schritt in das Lager einfahren, als wäre alles in Ordnung. Die drei Preußen bemerken uns auf der von der Figur des Fuhrknechts größtenteils verdeckten Ladefläche zunächst nicht. Dann doch, einer ruft seinen Kameraden etwas zu und hastet in Richtung seiner Muskete. Jetzt muß schnell gehandelt werden !

Wir möchten den freundlichen Furhrknecht und sein Pferdchen nicht gefährden, springen deshalb vom Wagen, lassen ihn stehen und stürzen zu Fuß mit gefälltem Gewehr auf die Preußen zu. Der eine kann noch einen Schuß abfeuern, die Kugel saust etwas rechts an meinem Kopf vorbei. Glück gehabt ! Ich richte meine geladene Muskete auf ihn und er legt seine Waffe nieder. Auch die beiden anderen ergeben sich.

Wurst und Bier sind die Frucht unserer Unternehmung. Wir teilen mit unseren Gefangenen. Zum Durchsuchen der Zelte nach Wertsachen bleibt keine Zeit, und großmütig verzichten wir darauf, die Vorräte der Preußen zu vernichten. Noch eine Wurst, und unser Grenadier, der als Posten in Richtung des wahrscheinlichen Anmarschweges des preußischen Haupttrupps vorgegangen war, meldet dessen Kommen. Wir lassen unsere Gefangenen stehen und eilen zurück in den Wald.

Und so und so ähnlich ging es den ganzen Tag über weiter.



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