Das 22e régiment d'infanterie de ligne im Jahre 1809.


Das Regiment als Festungsbesatzung.

Während der Napoleonischen Kriege führte der Pfarrer Karl Moser aus dem niederschlesischen Deutsch-Wartenberg (heute Otyń in Polen) eine Art Chronik. Sie wurde im Jahre 1937 in Breslau von Hermann Hoffmann unter dem Titel "Die Franzosenzeit in Niederschlesien 1806-1815. Das Kriegstagebuch des Deutschwartenberger Pfarreres Karl Moser." herausgegeben. Es heißt darin (S. 23 f.):

Den 11. März kam ein Bataillon französischer Truppen vom 22. Linien-Infanterie-Regiment, das sonst in Küstrin gestanden hatte, hier an, übernachtete hier und ging den 12. nach Neustädtel und von da nach Glogau, wohin es zu stehen kam. Ich hatte zwei Offiziere und zwei Bediente im Hause, die mir soviel als im Kriege abforderten und stolz und ungenügsam waren. In der Stadt waren 4- bis 500 Mann, die viel kosteten.

Aus dem Tagebuch des Premier-Lieutenants im 5. Westphälischen Infanterie-Regiment Ludwig Carl Heinrich von Mogen (S. 175):

Den 20n Aug. [1809] marschiert das 22te Französische Linien-Regmt. von hier [Magdeburg] nach Dresden ab.

Aus dem von David August Taggesell herausgegebenen Tagebuch eines Dresdner Bürgers, erschienen im Jahre 1854 in Dresden (S. 35):

Am 26. August [1809] rückte das 22. franz. Linien-Infanterie-Regiment hier [in Dresden] ein, [...]

Das Regiment im 8. Armee-Korps.

Befehl Napoleons aus dem Kaiserlichen Lager in Schönbrunn vom 11. August 1809 (Correspondance, S. 335 f., No. 15644):

1. Es wird ein 8. Korps gebildet werden, das von dem Herzog von Abrantes kommandiert werden wird.

2. Das 8. Korps wird aus den Divisionen Rivaud und Lagrange, der Kavallerie-Division des Generals Fouler und der Division Carra Saint-Cyr bestehen.

3. [...] Die Division Carra Saint-Cyr wird aus den vier Bataillonen des 22. Linien-Regiments bestehen, aus 4.000 Sachsen und aus vierundzwanzig sächsischen Geschützen. Diese Division wird sich unverzüglich in Dresden vereinigen.

Aus einem Schreiben Napoleons aus Schönbrunn vom 23. August 1809 an Alexander, Fürst von Neuenburg, Major Général der Armée d'Allemagne, in Schönbrunn (Correspondance, S. 340-341, No. 15632):

Der General Carra Saint-Cyr wird sich nach Dresden begeben; er wird dort das Korps Thielmann und das 22. Linien-Regiment vereinigen; dies ergibt 8.000 Mann, 2.000 Mann Kavallerie und vierundzwanzig Kanonen. Der Herzog von Abrantes muß darauf sehen, daß das 22., das sich in Magdeburg befindet, sich unverzüglich nach Dresden begibt.

Dekret aus Schönbrunn vom 5. September 1809 (Correspondance, S. 432 f., No. 15758):

Artikel 2.

Das 8. Korps setzt sich zusammen aus den Divisionen Rivaud, Lagrange und Carra Saint-Cyr, die aus neun 4. Bataillonen und zwei Linien-Regimentern, dem 22. und dem 65., und sechs provisorischen Dragoner-Regimentern bestehen.

Aus einem Brief Napoleons aus Schönbrunn vom 23. September 1809 an den General Junot, Herzog von Abrantes, Kommandeur des 8. Armee-Korps der Armée d'Allemagne, in Bayreuth (Correspondance, S. 492 f., No. 15813):

Ich nehme an, [...] die Division Carra Saint-Cyr besteht aus vier Bataillonen des 22., mit 3.000 Mann, und aus 6.000 Sachsen.

Aus einem Brief Napoleons aus Schönbrunn vom 23. September 1809 an den General Junot, Herzog von Abrantes, Kommandeur des 8. Armee-Korps der Armée d'Allemagne, in Bayreuth (Correspondance, S. 497 f., No. 15843):

Das 22. Linien-Regiment soll, nach den Befehlen, die ich gegeben habe, zwei 3 oder 4 pfündige Geschütze, vier Infanterie-Munitionswagen [caissons d'infanterie] und vier militärische Transportwagen [caissons des transports militaires] haben. Falls es das nicht alles hat, sehen Sie darauf, daß es das ohne Verzug erhält. Lassen Sie ihm die Pferde geben, deren Aushebung ich befohlen habe, oder es soll sie ankaufen. Versehen Sie es mit Regimentsgeschützen aus Magdeburg oder Würzburg, so daß es dem Beispiel der anderen [Regimenter] folgt.

Vorgeschlagene Verstärkung durch sächsische Rekruten.

Aus einem Brief Napoleons aus Schönbrunn vom 23. September 1809 an den General Junot, Herzog von Abrantes, Kommandeur des 8. Armee-Korps der Armée d'Allemagne, in Bayreuth (Correspondance, S. 497 f., No. 15843):

Ich sehe, daß die sächsischen Bataillone in den Kadern gegenüber den Offizieren einen Überhang an Rekruten haben. Das 22. Linien-Regiment hat nur 600 Mann pro Bataillon, könnte man nicht jeder Kompanie des 22. Linien-Regiments 40 sächsische Konskribierte zuteilen? Das würde für die vier Bataillone beinahe 1.000 Mann ergeben, was dieses Regiment auf 3600 Mann bringen würde. Falls das machbar ist, würde man aus diesen 40 Mann eine den Kompanien zugeteilte Escouade formieren. Die Offiziere würden sie bald einexerziert haben. Sie würden die sächsische Uniform behalten, der König würde sie einkleiden. Ich würde sie verpflegen und besolden. Sie würden die ganze Zeit im 22. Linien-Regiment dienen, solange dieses Regiment in Dresden bleiben wird, und wenn es von dort aufbricht, würden sie in den sächsischen Dienst zurückkehren.

Es ist unwahrscheinlich, daß dieser Vorschlag umgesetzt wurde. Die wenigsten Offiziere des Regiments dürften ausreichend Deutsch gesprochen haben, um diese Rekruten ausbilden zu können, und das sächsische und das französische Exerzier-Reglement waren nicht identisch.

Das Regiment nach Spanien bestimmt.

Aus einem Brief Napoleons aus Schönbrunn vom 7. Oktober 1809 an den General Clarke, Graf von Hunebourg, Kriegsminister, in Paris (Correspondance, S. 554 f., No. 15909):

Meine Absicht ist es, zu Anfang Dezember 80.000 Mann Infanterie und 15 bis 16.000 Pferde zu vereinigen, um mit diesen Verstärkungen in Spanien einzurücken. [...] Hier, wie ich annehme, dieses Korps von 100.000 Mann bilden zu können:

Infanterie: [...] 3.000 Mann des 22. Linien-Regiments; [...]

Aus einem Brief Napoleons aus Schönbrunn vom 14. Oktober 1809 an den General Clarke, Graf von Hunebourg, Kriegsminister, in Paris (Correspondance, S. 584-586, No. 15950):

Ich habe dem Herzog von Abrantes befohlen, sich mit dem 22. Linien-Regiment und den acht 4. Bataillonen, die unter seinen Befehlen stehen, nach Mainz zu begeben. Ich bestimme diese zwölf Bataillone, die dieses Jahr nicht gefochten haben, dazu, nach Spanien zu gehen.



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