Waterloo 2010

Einige kritische Anmerkungen des Bataillons-Kommandeurs:

Der ganze Samstag war dem Exerzieren gewidmet, vormittags Peloton-Schule, nachmittags Bataillons-Schule. Trotz häufiger kleiner Regenschauer litt die Einsatzfreude unseres Bataillons nur wenig, vielleicht weil Belgier und Franzosen gewöhnt sind, unter deutschem Kommando auf ihre gewöhnliche gemächliche Behaglichkeit verzichten zu müssen. Ich sag nur: MSS. Jedenfalls gab es keine Meuterei. Und das Ergebnis dieser ganzen Mühen: das Manövrieren unseres Bataillons, konnte sich auch sehen lassen.

Samstagabend dann vom 8 bis 10 das erste Gefecht auf einer Wiese, recht statisch, das in ein langweiliges gegenseitiges Feuergefecht ausartete, wir hatten kaum Platz zum vernünftigen Manövrieren. Trotzdem gab es einige schöne Szenen, die zahlreiche Reiterei (insgesamt etwa 150 Reiter auf beiden Seiten zusammen), die teilweise sogar in Reih und Glied agierten - und natürlich unsere Bewegungen in geschlossener Kolonne, das Deployieren in Linie, und das Wiederformieren der geschlossenen Kolonne.

Der Höhepunkt war dann das Gefecht am Sonntagvormittag, zwischen La Haye Sainte und dem Löwenhügel, mit Unmengen von Truppen und einem etwas größeren Schlachtfeld. Während der Wartezeit zu Beginn der Schlacht konnten wir auch noch die Richtungsänderungen in geschlossener Kolonen einüben, und so gehörte das Schlachtfeld uns, was den Ersten Konsul jedoch nicht davon abhielt, sich trotzdem besiegen zu lassen.

Amüsiert aber doch leicht betreten war ich, daß sich sämtliche anwesenden Grenadiere der 22e samt Caporal am Sonntagmorgen in irgendeine Kneipe zum Frühstücken abmeldeten, dann aber zum Antreten (1 Stunde später!) und selbst zum Abmarsch nicht zurück waren. Als mich unser Pelotonchef fragte, ob ich deswegen sauer sei, konnte ich nur antworten, daß ich es natürlich besser finden würde, wenn meine eigene Gruppe ein Vorbild an Disziplin und Zuverlässigkeit wäre. Schluchz ...

Daß wir dann ohne die 22er abmarschierten und sie nachher auf eigene Faust nachkommen mußten, war ihnen hoffentlich eine Lehre.

Zwei Grenadiere hatten dann auch noch so wenig Einsatzfreude, daß sie noch nicht einmal versuchten (zur Not eben auch ohne Tornister), an der Schlacht teilzunehmen. sondern von vorneherein auch noch ihre Patronentaschen und Musketen zurückließen und nur als Zuschauer dabei waren.

Ein weitere Sache, die mir mißfiel, war, daß unsere italienische Escouade zwei Zelte mitgebracht hatte, in denen dann auch noch moderne Koffer und Schlafsäcke rumlagen, und Nahrung in moderner Verpackung. Am Feuer schliefen nur ich, Caporal Paul und Grenadier César. Die Gewehre wurden dann auch gleich in der Zeltgasse gereinigt, so daß uns fast nichts von einer drittklassigen Durchschnitts-Einheit unterschied.

Sehr positiv fiel mir der Diensteifer unseres Caporal Paul auf, der mit einer Engelsgeduld den Grenadieren Jean-Luc und César die Reinigung der Muskete zeigte und erklärte, auch am Sonntagnachmittag, als er eigentlich schon abfahren wollte.

Viel von den Erlebnissen unserer Grenadiere habe ich aufgrund meiner Rolle außerhalb der Kompanie leider nicht mitbekommen.



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