Sacile 2006

Die Erlebnisse des Grenadiers Laissez-Faire, 5ème Escouade, 2e Bataillon, 22èe Régiment d'Infanterie de Ligne:

Ich begab mich am 23. September des Revolutionsjahres XV auf die Reise zu meiner Einheit, die irgendwo um Sacile in Norditalien zu finden sein sollte. Dort angekommen, war aber von der 22ten nichts zu sehen. Nach längerer Zeit des Ausharrens sah ich mich im österreichischen Lager um und wurde auf das freundlichste begrüßt, mir wurde gleich ein österreichsichischer Rock angeboten: "passt doch gut, zieh doch mal an" ... man kannte ja diese Rekrutierungsmethoden! Es wurde Abend und ich richtete mich im Lager ein, dann sah ich die französischen Uniformen und Hüte, das war mein Haufen! Nach kurzer Vorstellung und Einkleidung wurde ein Lager errichtet. Außer mir mit dabei waren: der alt gediente Sans-Souci und Grenadier Fabius.

Gegen Mitternacht noch, kam dann der Befehl zum Aufbruch. Wir verpackten alle unsere Habseligkeiten und marschierten mit viel Gesang durch die Stadt. Wie sich herausstellte, verfolgten uns die Einheimischen mit der Teilnahme an einer Aufführung mit napoleonischer Musik und Lesung. Wir erwehrten uns tapfer dieser feindlichen Übermacht, wurden jedoch bis in das Kulturhaus zurückgedrängt. Hier gab es die von allen gebrauchte Pause zum Nickerchen.

Nach zwei Stunden Lesung, Gesang, Lesung, Gesang, Lesung ... zogen wir uns ungeordnet zurück. Wir lagerten auf einer Wiese, ringsum von Mauern umgeben, mit Blick auf die Alpen. Dazu ein weiches Bett aus Stroh, zugedeckt vom Sternenhimmel und gewärmt von einem Feuer der 113ten.

Die Nacht war wider erwarten kalt und kurz. Den Morgenfrost aus den Knochen geschüttelt, wurde ich sogleich für den Kampf ertüchtigt. Mein Kamerad Sans-Souci unterwies mich fachgerecht im Putzen der Musketen.

Währenddessen strömten Schaulustige in unser Lager. Wir verbreiteten gegenüber der örtlichen Presse und den Bauern die Ideen der Revolution. Nach dieser mittäglichen Unterbrechung, gingen die Kampfhandlungen auf einer Wiese los. Voller Tatendrang zogen wir hinaus. Auf einem Waldweg erblickten wir vor uns die Österreicher. Unter geschicktem Tiraillieren zogen wir uns zur Villa zurück. Im Schutze der dicken Mauern wehrten wir alle Angriffe ab, bis dann die österreichische Linie durch das Pelotonfeuer der 113ten gebrochen wurde. Wir verfolgten den angeschlagenen Feind, der schließlich nach einem Umfassungsmanöver durch die Italiener taktisch besiegt wurde. Wichtig war aber eigentlich nur, etwas Warmes zum Essen zu haben. Mit vollem Magen und gutem Wein ließen wir den Tag ausklingen.

Nach so vielen Taten brauchten wir dringend Ruhe und Erholung. Als Anerkennung der geleisteten Dienste wurde jedem von uns zwei Wochen Urlaub gewährt. Die nächsten Ereignisse werfen schon ihre Schatten voraus.
Le fort.
Laissez-Faire und Sans-Souci.



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