Auerstedt 2005

Bericht des Grenadiers Verseau, bezugnehmend auf die Ereignisse in und um Auerstedt am 15./16. Oktober 2005:

Es war ein frischer Herbstmorgen in Auerstedt. Dicke Nebelschwaden hüllten das Lager ein, in dem Truppenteile der Franzosen und Preußen den Tag der entscheidenden Schlacht erwarteten. Der Nebel war so dicht, daß niemand bemerkte, daß sowohl Freund wie auch Feind nur wenige Meter nebeneinander lagerten. Nur durch eine kleine Gasse getrennt, die den "Weidenrutenpalast" in zwei kleine Lager spaltete. Die äußeren Umstände waren an diesem Morgen so ungünstig, daß es sogar vorkam, daß ein "verwirrter" Franzose den Weg zu seiner eigenen Truppe nicht fand und die vorherige Nacht im Zelt eines "späteren" Feindes verbrachte. Aber das ist eine andere Geschichte!

"Ein verschlafener (sorgloser) Sergeant, eines kleinen Häufleins tapferer französischer Grenadiere streckte seine müden Glieder und rieb sich verwundert die Augen, als ihm sich im auflösenden Nebel die Gefahr bewußt wurde, in welcher Er und seine Kameraden steckten.Was tun? Sofort zu den Waffen greifen und den Feind überrennen? Ach was! Einfach ignorieren.Noch viel zu müde!"

Szenenwechsel:

"Ein verschlafener (ahnungsloser) Sergeant, eines kleinen Häufleins tapferer preußischer Grenadiere..................... "

Und so kam es, daß Freund und Feind erstmal in friedlicher Eintracht das erste Mahl des Tages einnahmen und erst später, durch beflissene Vorgesetzte aufgerüttelt, sich entschlossen, aufeinander zu schiessen. Schließlich is' ja Krieg! Und der ging jetzt los.

Die Preußen und ihre Verbündeten, Sachsen, sowie die Hessen, die irgendwie in der Nacht die Seite gewechselt haben (mußten), entschlossen sich, das Lager zu räumen. Nachdem auch der letzte Badener erkannt hatte, daß die französische Übermacht zu gross ist, suchte man das Weite. Und zwar ostwärts. Dummerweise entstand dabei so ein Lärm, daß das den Franzosen auffiel und Diese wiederrum machten sich an die Verfolgung. Und zwar auch ostwärts.

Der "grausame" Plan dabei war, die Preußen vor sich herzutreiben, bis sie müde wurden, um sie zu stellen und in einer einzigen Schlacht zu vernichten. Das hätte wahrscheinlich auch prima so geklappt, wenn nicht dieser dicke Nebel gewesen wäre, der sich im Umland von Auerstedt deutlich länger hielt als im Lager. Irgendwo verschwanden die Verfolgten im Nebel und irgendwo stellten sich die Verfolger an diesem Vormittag mal vorsorglich in Schlachtordnung. Es könnte ja sein, daß der Feind in der Nähe ist. Aber wo?

Ein mutiger Sergeant der 18. Linie begab sich in den Nebel, um die Lage zu erkunden. So plötzlich, wie er verschwand, tauchte er auch wieder auf und meinte, daß es wohl besser wäre, die Stellung zu wechseln, denn ca. 20 Meter vor uns "20 Meter!!!!!!" würde die Preußenartillerie stehen. Nicht daß die noch auf die Idee gekommen wären, mal ins Blaue zu feuern.(Wortspiel)

Trotzdem nutzten die Preussen ihren nebulösen Vorteil aus und gingen zum Angriff über. Soweit man das im Nebel erkennen konnte, fing die 9. leichte den ersten Angriff ab. Tapfer ergriffen die Sachsen die Initiative. Aber nach einem furiosem Gegenangriff der "Grenadiere der 22. Linie", welche durch Voltigeure "Joseph Napoleon" abgesichert wurde, brach der Angriff zusammen. Obwohl polnische Verbände den Flüchtenden nachstiessen, konnten diese sich absetzen. Es blieb den Franzosen nix anderes übrig, als die Verfolgung wieder aufzunehmen, um zu verhindern, daß der Feind sich erneut sammelte und zuschlagen konnte. Angeblich sollen versprengte Preussen und sonstwas mitten durch die Französischen Linien geeilt sein, um wieder Anschluss an die eigene Truppe zu finden. Aber wer weiß das so genau? Der Nebel!

Nach langem Marsch erreichte das französische Heer einen Wald kurz vor Bad Sulza, und (wie sollte es anders sein) in diesem hatten sich die Preussen versteckt und lauerten ihm auf. Trotz des Überraschungsmomentes gelang es, die "Hohenfriedberger" aus dem Wald zu treiben. In einer letzten verzweifelten Aktion stellte sich das deutsche Kontingent vor den Toren der Stadt zu einer offenen Feldschlacht. Hierbei blickten die Franzosen leider auch noch in die Mündungen einer bedrohlich starken Batterie. Das Alles nützte aber nichts mehr. Die Verteidiger wurden überrannt und flüchteten in und durch die Stadt. Bad Sulza wurde eingenommen!

Der Bürgermeister, welcher durch heftiges Anklopfen französischer Offiziere aufgefordert wurde, die Stadt zu übergeben, versuchte sich, als Tiroler Kaiserjäger getarnt, der Verantwortung zu entziehen. Doch er wurde erkannt und musste dafür Sorge tragen, das die Besatzer ordentlich verpflegt wurden. So geschah es, daß die Sieger unter der Trikolore, welche das Rathaus schmückte, eine warme Mahlzeit zu sich nehmen konnten. Auch das Wetter spielte mittlerweile mit und machte der "Sonne von Auerstedt" platz

Am späteren Nachmittag entschloss man sich, nach Auerstedt zurückzukehren und so brach man ins Horn bzw. stiess auf. Auf dem Rückmarsch kam es entgegen aller Erwartungen zu einzelnen Scharmützeln mit verloren gegangenen Soldaten der Preußen, Sachsen und so weiter . Es konnten alle gefangen genommen werden. Hierbei ist zu erwähnen, daß bei einem sächsischen Offizier ein merkwürdiger Apparat entdeckt wurde, der zur Kommunikation auf dem Schlachtfeld dienen soll. Die Experten in Paris werden sich der Sache annehmen. Nichtsdestotrotz wurden alle armen Seelen einer restlos geschlagenen Armee mitverpflegt und genossen die Generösität der Sieger von Auerstedt.

Abends an den Lagerfeuern erzählte man sich noch so manche Geschichte des aufregenden Tages. Berichte, wonach betrunkene Franzosen "abgetrennte Preußenschwengel" über dem Feuer brieten, gehören in den Bereich der Legende.Wenn, dann waren sie siegesttrunken.

Trotzdem nicht mit ihrer Niederlage einverstanden, versuchten die deutschen Kontingente, anderntags die Franzosen aus Auerstedt zu vertreiben. Auch dieser Versuch wurde von den Franzosen abgewehrt, so daß der Name Auerstedt weiter ein schmerzlicher Stachel im preussischen Fleische bleibt.

Gibt es nächstes Jahr in Jena die Revanche? Wer weiß, wer weiß?



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