Tatsachen Taunus 2004

Hier der Bericht des Grenadiers Élève:

Salut Freunde,

so will ich euch von jenen tapferen Grenadieren und Ihren tapferen Abenteuern erzählen, welche im Jahre 1796 durch den Taunus marschierten.

Alles begann damit, daß unser Sergeant sich gegen 16.00 Uhr auf dem Gehöft meiner Familie einfand. Das Marschgepäck war gerichtet, allerdings machten die wenigen Pferde die unsere Kutsche hatte anfangs noch Probleme. Aber nachdem jene noch etwas Weizen bekamen, konnte es auch schon losgehen. Nach kurzer Fahrt trafen wir bei dem kleinen Landstrich an auf dem der Grenadier Mathieu in Friedenszeiten zu wohnen pflegt. Als auch sein Marschgepäck in dem hinteren Teil unserer Kutsche verstaut war, gab Sans-Souci den Pferden die Sporen und im Galopp ging es weiter, um den Grenadier Du-Jard und die Bürgerin Cecilia am Treffpunkt abzuholen. Auch die riesige Reisekiste von Cecilia bekamen wir noch in die Kutsche.

Nach kurzer Fahrt über große Feldwege erreichten wir Heidelberg. Und während sich die Pferde ausruhten, machten auch wir eine kurze Rast im Gasthof "Zum Sand".

Nun ging die Reise wirklich los und mit riesigen Schritten und ungebändigter Pferdekraft kamen wir dann nach nicht all zu langer Fahrt in Weilburg an. Erste Unsicherheiten verflogen schnell, nachdem wir unseren lieben Caporal Champagne sahen, welcher schon einige Zeit vor uns eingetroffen war.

Nach einer kleinen Vesper schmeckte auch der Wein gut und man freute sich, endlich wieder seinen eingerosteten Körper mit einem kleinen gesundheitsfördernden Spaziergang zu stählen. Im Nebenzimmer übte der örtlich Schachklub. Erstaunlicherweise spielten jene Schachmeister mit Instrumenten anstelle von Springer, Läufer u.s.w. Darum entschlossen wir uns, einen kleinen Abstecher in das Dorf zu machen, um dort eventuell einen Gerstensaft zu trinken.

Am nächsten Morgen war ich aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen als erster wach. Ohne einen Namen zu nennen, Grenadier Mathieu, aber ich glaube, einer der Grenadiere hatte in der ersten Nacht schon das Feuerholz für den nächsten Abend gesägt.

Aber egal.

Auf jeden Fall machte ich mich daran, mein Marschgepäck zu richten. Und Stück für Stück wachten auch die anderen Grenadiere und Bürger auf.

Gegen 09:00 Uhr ging es dann endlich los. Das Wetter war an dieser Stelle noch hold mit uns und so machte es uns auch nichts aus, endlich in die Gänge zu kommen.

Der erste unfreiwillige Stopp war bei einem kleinen Lebensmittelhändler, bei dem wir unsere Vorräte auffrischen mussten. Allerdings ist hier zu erwähnen, daß dieser ungeheure Preise verlangte. So musste ich für zwei Leib Brot sage und schreibe fast 5½ Franc zahlen.

Der Marsch verlief ruhig, das Wetter war schön und man konnte den bläulichen Rauch aus unseren Pfeifen am Himmel tanzen sehen.

Die Luft wurde mit der göttlichen Stimme unseres Sergeanten mit Musik erfüllt. Und auch wir sangen mit, soweit die Syntax und der Kontext es erlaubten.

Gegen Mittag kamen wir endlich an der Burgruine an, in der unsere Kompanie und Teile der 8ten Linie rasten sollten. Die Aussicht war herrlich, aber das Wetter wurde zunehmend kälter. Wir nutzten die Möglichkeit, um unsere geschundenen Knochen eine kleine Verschnaufpause zu gönnen.

Der Rückmarsch kam uns doppelt so lange vor wie erwartet. Dies lag wahrscheinlich daran, daß sich jeder in seinem Kopf schon die gemütlich Wärme unsere Unterkunft vorstellte, den warmen Tee im Munde spürte und sich eventuell auch auf ein gutes Fläschchen Wein freute. Aber dies ließ, wie wir wußten, noch lange auf sich warten.

Auf dem Marsch zeigte unser Sergeant wieder einmal das man auch im hohen und göttlichen Alter noch die Kraft der zwei Grenadiere haben kann, als er einen Sprung über den eingestürzten Weg, der mittlerweile durch einen Bach getrennt war, hinlegte.

Zurück in der Kaserne frischten wir unseren Geist etwas auf und gönnten unserem Körper etwas Ruhe.

Aber kurz darauf waren wir wieder voller Vitalität und machten uns also auf den Weg zum Schloss. Dort wollten wir den Eigentümer des Schlosses davon überzeugen, daß es besser sei, sich uns anzuschließen als seinen Kopf zu verlieren. Anstelle des Besitzers trafen wir ein junges Mädchen an, welches wir dazu drängten, uns durch das Schloss zu führen.

Durch Ihre Art bezauberte sie uns sofort ...

Wie es scheint, muß das junge Ding schon in der Vergangenheit Erfahrungen mit Revolutionssoldaten gemacht haben, denn wir standen unter ständiger Bewachung.

Durch den Zeitmangel, der herrschte, konnten wir leider nicht mehr dem Vorschlag des Grenadier Mathieu nachgehen, der forderte, das Inventar aus dem Fenster zu schmeißen und es bedingt durch die Kälte zu verbrennen.

Unser Mob zog mit Fackeln der Freiheit frierend durch die Straßen, um dann in einem Kaffeehaus Kräfte zu sammeln.

Nach dieser kleinen Stärkung zwangen wir einen alten Mann dazu, uns die Stadt zu zeigen. Das tat er auch. Als Belohnung dafür verschonten wir sein Leben.

Und dann war es soweit.

Die Grenadiere Mathieu und Du-Jard machten Feuer, während die Bürgerin Cecilia und ich das Gemüse klein schnitten. Helfende Münder standen uns zur Seite.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es dann, den Eintopf zum kochen zu bringen. Letztendlich, weil der Bürger Scheibe die in der Nacht zuvor gesägten Hölzer einsammelte und sie im trockenen gelagert hatte.

Das Essen verschwand leider sehr schnell im Magen der Grenadiere, Bürger und Bürgerinnen.

Nachdem Mahl war es ruhig und besinnlich. Unser Sergeant legte sich hin und schlief gegen seine Aussage, er höre doch zu, ein. Leider mußten uns die 8te Linie und der Bürger Scheibe verlassen.

Wir hingegen öffneten eine Flasche Wein und rauchten etwas von diesem guten Tabak, der leider sehr selten und teuer ist. Mit der Zeit machte vor allem unserem Grenadier Du Jard der Wein schwer zu schaffen. Allerdings kam er zu recht interessanten Aspekten. Dadurch bedingt, daß Du Jard nur noch maximal bis zu 50% der Wörter, die eigentlich in einen Satz hineingehören, sagte, war die Verständigung zwischen ihm und dem Rest der Kompanie doch recht gestört. Er hingegen befand sich in einer äußerst aufgelösten Verfassung und verstand die Umwelt nicht mehr. Die Umwelt aber auch ihn nicht mehr.

Unser Caporal, sowie die Grenadiere Mathieu und Élève mussten schwer unter heftigen Lachkrämpfen leiden, welche oft zu Atemnot führten. Auch gelegentliche Gesichtslähmungen kamen vor. Nun ja, wie in der Realität sterben auch bei uns mehr Männer an Krankheit als an Feindeinfluß.

Die Bürgerin Cecilia war damit beschäftigt, unserem schwerkranken Grenadier Du Jard zur Seite zu stehen oder besser gesagt zu sitzen.

Nachdem Du Jard auf anraten unseres Caporals seinem Kasket noch einen Gutenachtkuss gab und es noch ein wenig streichelte, kehrte allmählich Ruhe im Quartier der 22e ein.

Am nächsten Morgen traf in alter Frische Bürger Scheibe ein, welcher sofort einen leckeren Tee aufsetzte. Um uns damit zu verköstigen.

Nachdem Frühstück ging es Richtung Kristallhöhle, in welcher sich ein aristokratischer Verein des öfteren Treffen sollte. Um diesen Aussagen nachzugehen, machten wir uns also untertage. Der Klub war leider nicht dort, aber dafür ein herrlicher Blick in das innere unserer geliebten Mutter Erde.

Zurück in der Kaserne machten wir wie im Reglement gefordert unsere Lagerstelle sauber und verabschiedeten uns nach einem guten Stück Kuchen und einer heißen Tasse Tee voneinander.

Wie immer war auch dieses Biwak wenn auch im kleinen Rahmen, gerade als Einstimmung für die Saison ein wirklich schönes. Der Marsch hat gezeigt, wie schnell man es nicht mehr gewohnt ist, das Gerümpel mit sich herum zu schleppen. Die Abenden waren sehr schön und die Leute einfach nur Super.

Also dann auf zu neuen Abenteuern mit der 22e.

Euer Grenadier Élève

Der vorstehende Bericht inspirierte einen weiteren Grenadier, sich zu unserer Taunuswanderung zu Wort zu melden:

Antwort auf den Bericht eines Patrioten

Dies sind zwar unglaubliche Blasphemien, aber das kommt davon, wenn man zusehr mit den Grenadieren seiner Escouade fraternisiert und wenn der Caporal die Autorität eines Appointé ständig besser als ein Mineur untergräbt! Was ist dafür eigentlich die richtige französische Bezeichnung?

Dennoch ein wahrhaft großartiger Bericht, wie es einem Nachfolger des Brutus gebührt.

Ständige Beförderung mit Expresspost? Gediegen! Da sieht man wie sich unser geliebtes Direktorium für uns aufopfert! Dafür gaben wir aber auch alles auf unseren Eilmärschen, um der Republik zu dienen und den royalistisch gesonnenen Bürgern von Weilburg die Schamesröte und den Respekt einzuhauchen.

Ich bin stolz auf meine Grenadiere, die sich ja auch unterirdisch bewährt haben, was beweist, dass wir die Kaiser, Könige und all die Tyrannen auch bis in ihre natürliche Unterkunft - die Hölle - zu verfolgen bereit sind. Denn wir wurden geboren, um Frankreich vor ihnen zu retten und sie zu vernichten.

Vivent les Républicains!

Du Jard
citoyen et compatriote



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