Leipzig 2003

Hier der Bericht des Grenadiers Mathieu, mit einigen Anmerkungen in Klammern von eurem Sergeanten, der sich in Leipzig von niemandem richtig veranschieden konnte:

Nachdem uns die Vorhersehung [in Form einer unschwänzbaren Schulklausur] einen Strich durch unsere Rechnung gemacht hatte konnten wir nicht wie geplant schon am Donnerstag, sondern erst am Freitag Mittag nach Leipzig aufbrechen!

Nachdem sich alle Mitreisenden (Sans-Souci, Du Jard, Eleve und Mathieu) in Karlsruhe eingefunden hatten, konnte es dann auch sofort losgehen. Als erstes machten wir einen kleinen Achsen- und Stauraumtest für kleine blaue Autos in Hockenheim (dort nahmen wir Timo Kreimes samt Ausrüstung an Bord). Danach stopften wir die letzten noch vorhandenen Lücken mit Beutegut aus einer Schneiderei in Wiesbaden, um dann unseren Weg nach Leipzig fortzusetzen.

Der Feierabendverkehr in der Gegend ging wie befürchtet fließend in den Pendelverkehr der Menschen über, die unter der Woche im Westen arbeiten und am Wochenende bei ihren Familien im Osten sein wollen (oder wollten die alle zur Völkerschlacht?).

Timo organisierte kurz nach Erfurt mit seinem Namensvetter einen kleinen Austausch von Menschenmaterial gegen Bier, was bedeutet, er stieg dort um [und Timo Escargot brachte für jeden außer dem Fahrer eine leckere Fasche Bier mit]. Mit etwas mehr Platz ging's dann fröhlich in den nächsten Stau!

Aber irgendwann (so gegen 24.00 Uhr) hat jeder Spaß sein Ende und wir mussten in die Kälte um unseren Lagerplatz zu suchen. Das hatte sich im Gegensatz zum Aufrödeln in finsterer Nacht schneller erledigt, als man denken sollte. Dank Eleves Spürnase standen wir schneller bei unseren Kameraden, als unser Sergeant nachfragen konnte, wo es sich denn befindet.

Nach einer herzlichen Begrüßung wurden dann Pfeifen und Weinflaschen gereicht ... endlich zu Hause!

Unsere Laubhütten waren in mühevoller Kleinarbeit von der Leipziger Gruppe unserer Einheit errichtet worden und stachen durch ihre Einmaligkeit den Rest der Zelte um Längen aus. Nach einer ruhigen Nacht wachte ich kurz vorm Wecken selbsttätig (oder war es frierend?) auf .... der große Tag konnte beginnen.

So viele unserer Truppe auf einem Haufen hatte ich noch nie gesehen! Es war schön anzusehen wie sich unsere Truppe zum Appell aufstellte.

Danach wurde gefrühstückt, Patronen gemacht, exerziert. Einfach alles, was das Soldatenherz begehrt. Das Gerücht ging um, wir würden unsere Säbel bekommen! Aber irgendwie glaubte das keiner. Die üblichen Latrinenparolen eben.

Dann kam der Kompaniedrill zusammen mit unseren italienischen Kameraden ......

O B S T A C L E !

[Für diejenigen, die bei dieser Welterstaufführung nach fast 200 Jahren nicht dabei sein konnten, die komplette Kommandofolge heißt: 1) Peloton - Obstacle ! 2) Par le flanc droit (gauche), par file à droit (gauche) - Marche ! (Mehr dazu in der Bataillonsschule, §§ 486 ff.)]

Nachdem wir auch dieses hinter uns gebracht hatten, ging es schon an die Vorbereitung des Gefechtes! Wir lungerten/lagerten abmarschbereit im Wald.

Dann wurde zum Sammeln geblasen ... und wir lungerten/lagerten eine Weile auf dem Raureifplatz. Die Ruhe wurde eigentlich nur durch unseren Abmarsch zur "Front" unterbrochen. Bei diesem Marsch wurde ich des öfteren an die Bilder der Wochenschauen erinnert, auf denen man sehen kann, wie die Bevölkerung den ein/durchmarschierenden Truppen zujubelt und milde Gaben an die Soldaten verteilt. Doch dann kam ein hinterhältiger Partisanenstreich: einige der Truppen wurden hinterrücks mit Schnaps besoffen. Die heldenhaften französischen Truppen kämpften diese Stellung im Vorbeimarschieren nieder!

Dann kam die erste Pause und wir eine Vorstellung davon, wie es sein muss, wenn man einen LSD-Trip hat .... so viele bunte Menschen! [Nicht zu vergessen die bunten Pflanzen - "O Tannenbaum ... "]

Und weiter ging's zum Feld der ähre (es war wohl eher Kohl) [oder vielmehr Zuckerrüben]. Dort herrschte schon reger Betrieb. Ein Marktschreier pries das Geschehen mit verstärkter Stimme an wie Sauerbier.

[Besonders schön war auf dem Hinmarsch der Anblick der in der Ferne vor uns auf einem staubigen Weg marschierenden Truppen gewesen, die auf kleinen graugelben Wölkchen dahinzugleiten schienen. Ein bißchen weniger idyllisch wurde es dann aber, als wir selber auf dieser Strecke langmarschierten und die quirligen Beine unserer vor uns einherrennenden italienischen ersten Sektion diese Wölkchen bis in Nasen- und Mundhöhe auftsteigen ließen, hust ....]

Dann ging auch schon das Gefecht im umzäunten Gelände los .... da die Truppenführung auf beiden Seiten sehr auf Zurückhaltung und Regiepläne bedacht war, kam mir die Anordnung eines hohen Stabsoffiziers, einen Wundarzt zwecks Behandlung aufzusuchen, gerade recht. Während einer "Verkürzung der Frontlinie" schleppte ich den Grenadier Du Jard mit aus dem Getümmel, damit er mich zum Wundarzt schleppen sollte. Das wiederum zeigte mir das das Feld doch größer war, als es anfangs ausgesehen hatte.

Wir fanden den Arzt nicht und irrten ziel und planlos über das Feld. Dabei konnten wir viel vom Gefecht sehen .... war auch ganz schön, mal von außen zuzuschauen.

Nachdem wir dann doch den Arzt in Begleitung von russischen? Hiwis und zwei lustigen Zwergen mit Äxten gefunden hatten bestanden wir natürlich auf sofortiger Behandlung ... und die bekamen wir in Form von einer Flüssigkeit, die einem sofort von allen Leiden erlöste [eigentlich war von dem um seinen Arbeitsplatz bangenden Stabsarzt jedem sich als verwundet Meldenden Portwein versprochen worden !?!???]. Nachdem die Zwerge unsere Kadaver an den Rand des Schlachtfeldes geschleift hatten, verabschiedete sich auch schon der Arzt, und kurz darauf war alles gelaufen.

In der Hoffnung, unsere Truppe auf dem entgegengesetzten Weg zur Abschlussparade wieder zu finden, trafen wir dann auf ein nettes Ehepaar, die unbedingt mal Grenadiere mit ihrer Kutsche befördern wollten. Natürlich gingen wir auf ihre Bitte ein ...

Das führte dazu, daß wir als erste am Lagerplatz waren und somit unsere Musketen noch bei Tageslicht putzen konnten. Nach getaner Arbeit gingen wir erst mal Mineralstoffe tanken.

Nach und nach traf der Rest unserer Truppe ein. [Der Großteil von uns konnte leider erst sehr vom Schlachtfeld aufbrechen, da wir vorher das weitläufige Feld und die schier unendlichen Zuschauermengen auf der erfolglosen aber zeitaufwendigen Suche nach zwei vermißten Grenadieren durchkämmten. Aber wenigstens hatten wir dadurch die Abschlußparade verpaßt.] Hierbei konnte man wieder feststellen, daß unsere Truppe einfach unschlagbar im Bewältigen von Hindernissen ist. Wer nicht im Dauerlauf (Bravo R&ocrc;tisseur!) oder mit der Kutsche kam, wusste sich den Fußmarsch durch geschicktes Einquartieren und Requirieren zu erleichtern. [Der Partisan, der uns auf dem Hinweg mit hochprozentigem Alkohol vergiften wollte, hatte seine üblen Absichten inzwischen bereut und bot uns auf unserem Rückmarsch - allerdings erst auf unsere gutgelaunte Nachfrage - Kaffee, Pralinen und Kuchen an ...... großmütig wie wir Grenadiere nun mal sind, akzeptierten wir willig diese Geste der Wiedergutmachung.]

Auf unserem Feuer brodelte dank der Kochkünste der Grenadiere Tabac und Picot schon seit geraumer Zeit heißes Wasser mit Fleisch und Zwiebeln.

Dieses leckere Mahl wurde durch die Ausgabe unserer neuen Grenadierssäbel zu einem Fest!

Nachdem die Truppe sich erholt hatte, ging das ganze zu verschiedenen Freizeitgestaltungen über. Ich gehörte zu der Truppe die das Preußische Lager inspizieren wollte, um den einen oder anderen Bekannten zu treffen, und vor allem um unsere bedenklich knappen Vorräte an geistigen Getränken bei Ignatz [dem angeblich jüdischen tatsächlichen Weinhändler] aufzufrischen. Nach einigen Irrungen und Wirrungen wurden beide Begehren zu einem glücklichen Abschluss gebracht.

Ich blieb im Lager der Kolberger hängen und wurde prächtig unter/ausge-halten. Das führte bei mir zu einigen Koordinationsschwierigkeiten für den Nachhauseweg. Ich hatte schon das Angebot angenommen, beim "Feind" zu übernachten ... als aus dem Dunkel Teile der 22er auftauchten. Der Herden/Familientrieb verlieh mir ungeahnte Energie, so daß ich den beschwerlichen Weg zurück doch auf mich nahm. Angeführt von unserem heldenhaften Caporal kämpften wir uns einen Weg durch das Lager .... leider blieben viele Grenadiere dabei auf der Strecke, das Gemetzel war grausam anzusehen. So kamen wir schließlich nur zu dritt (wer war der dritte?) in unserem Lager an. Dafür hatten wir eine große Flasche mit ? erbeutet. Wie es weiterging konnte ich leider nicht mehr aufnehmen .... [euer Sergeant ist froh, daß er viele eurer Taten in dieser Nacht nur bruchstückhaft euren nebelhaft geäußerten Erinnerungsfetzen entnehmen mußte]

Am nächsten Morgen waren wir wieder vollzählig .... und ... exerzierten ... und wurden inspiziert ... wobei die Auswirkungen der Nacht sich in der Benotung unserer Musketen widerspiegelten. [Hier irrt der Berichterstatter ausnahmsweise einmal: der Grund für die Benotung war nicht etwa ein nichtvorhandener Kater eures unbestechlichen Sergeanten und eures ebenso unbestechlichen Caporals, sondern der gravierende Mangel an Eigeninitiative viel zu vieler Grenadiere. Wenn er keinen Befehl erhält, seine Waffe zu putzen, putzt ein GUTER Grenadier seine Muskete eben auf eigene Faust!]

Dann ging es an den Aufbruch: Sergeanten einfangen, Auto packen , Sergeanten einfangen, verabschieden , Sergeanten einfangen .... und eine ruhige Heimfahrt.

Bleibt nur noch zu sagen: Mit unserer Truppe ist es eigentlich überall schön!

Das nächste Mal bitte jeder eine Feldflasche mitbringen (kostet nix und ist sehr nützlich)! [Dieser Bitte kann sich euer Sergeant nur anschließen, der es leid ist, daß sich die Grenadiere mit eigener Wasserflasche an seiner inzwischen ganz durchfeuchteten Schulter ausheulen: "Die haben mir alles weggetrunken, und jetzt hab ich selber Durst ... !!!!"]



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