Trofaiach, vom 11. bis 14. Juli 2002.

Donnerstag, Anno 2002.

Es ist der 11. Julo, ein nicht ganz so heißer Sommertag. Wieder einmal war der Treffpunkt Leipzig Brockhausstrasse 51, EG links, nun wieder WG Werther, Milsch.

Anwesend waren die Grenadiere, Picot, Champagne, Délicat und Weibsvolk Alex (nicht die Göttin an der Nadel, nein, eine neue Alex) und Dragonette

Diesmal vertrieben wir uns die Zeit bis zum Aufbruch nicht mit Video schauen, sondern mit Reden. Da kein Provokator mehr da war, wurden diesmal auch keine Blauhelme gebraucht, und so verlief der Abend ziemlich ruhig. Dragonette und Champagne entschlossen sich diesmal zum da schlafen, wahrscheinlich haben sie jegliche Hoffnung aufgegeben.

Freitag.

Punkt um 06.00 Uhr begann unser Tag. Mit einem Kaffee gestärkt machten wir uns auf den Weg, um Grenadier Poisson abzuholen. Dort bei einem lecker Frühstück checkten wir unsere finanzielle Lage und stellten fest, daß wir die Reise gerade so antreten konnten.

So machten wir uns auf den Weg, um Grenadier OS abzuholen, der schockte uns aber mit der Mitteilung, daß er gesundheitliche Probleme habe und deshalb nicht mit könne, na ja egal, so hat er aber ein Super Event verpasst. Unser Weg führte uns stetig gen Süden auf der A9 bis...

Ja bis, wir fuhren vielleicht gerade einmal 10 Minuten auf der A 3 Richtung Passau, als uns eine Hiobsbotschaft völlig aus der Bahn warf. Unser heldenhafter Caporal hatte ebenfalls gesundheitliche Probleme mit seinem Hals, der zur gänzlichen Steife erstarrt war, und gab uns den Auftrag, Grenadier Du Jard in Garmisch-Partenkirchen abzuholen. Aus finanziellen und auch reisetechnischen Gründen war uns dies leider nicht möglich, also entstand ein reger Funkverkehr zwischen uns und Du Jard. So erhielt er den Befehl, sich schnellstmöglich in Richtung Linz auf den Weg zu machen. Ankunftszeit Du Jards war etwa 21.00 Uhr Bahnhof Linz, und da es gerade erst mal früher Nachmittag war, verbrachten wir noch einige Zeit auf der Burgruine Wolfstein irgendwo in Bayern. Aber der Kultur nicht genug, voller Inbrunst, noch mehr kulturelle Erlebnisse an diesem Tag zu haben, besuchten wir noch Walhalla, was bei Regensburg über der Donau thront. Hier stehen sie alle, alle Deutschen Dichter und Denker und intellektuellen Größen, die unser Volk hervorbrachte. Goethe, Schiller, Einstein, doch wo waren wir oder zumindest der Allmächtige. Dieses kleine Problem aufgetan und die Beine etwas vertreten, machten wir uns weiter auf den Weg Richtung Linz. In Passau machten wir noch einen kleinen Einkaufsstop, um unsere Vorräte aufzufrischen. Dies ist wahrscheinlich der niedrigste, ekligste, unterste und dreckigste Real-Markt in ganz Deutschland. Aber das niedrigste ist uns gerade niedrig genug. Rasch ging die Fahrt weiter, wir mussten unseren Kameraden aufnehmen. Überpünktlich erreichten wir den Bahnhof in Linz zum Treffen mit Du Jard. Ohne weitere Probleme reisten wir weiter und erreichten ca. gegen 23.00 Uhr Trofaiach. Grenadier Renard war sehr glücklich, daß wir angekommen waren, da ihn die Össis um Katzenpisse im Stich gelassen hatten und wir die einzigen waren, die gekommen sind. Die neuen Grenadiere wurden schnell eingekleidet und der Rest des Abend mit Pfeife und Rotwein am Lagerfeuer beschlossen.

Samstag.

Der Samstag begann relativ früh, aber der morgendliche Unmut wurde durch ein spitzen Frühstück bei Renards Großmama hinweggefegt. So was ist nur in einem familiären Biwak möglich und war super lecker. Der restliche ist schnell erzählt. Ein kleiner Verdauungs-Ex versüßte uns den Tag noch mehr. Dann lungerten wir bis Mittag herum. Wir mästeten unsere Bäuche an gebratenen Bohnen und lungerten wieder bis gegen vier herum. Grenadier Poisson nutzte diese ausgiebigen Pausen, um sich im Schlafe an einen anderen Ort zu Träumen.

Zwischen diesen verlumpten Grenadieren lebte sich unsere neue Wäscherin Alex, sie musste sich auch einem strickten Kleidungsdiktat von Seiten unserer beugen, hervorragend ein. Sie sprühte sprichwörtlich vor Lebensfreude. Doch dann kam der Zeitpunkt der Aktivitäten. Wir sprangen energiegeladen auf und exerzierten voll aufgerödelt quer durch österreichische Gärten ins nächste Cafe. Unsere Anwesenheit wurde eigentlich von jedem Trofaiacher freudig aufgenommen. Dies wurde uns besonders auf dem Rückmarsch zum Biwak deutlich. In den eben angesprochenen Gärten wurden wir spontan zu selbstgebrannten Obstlern eingeladen. Uns wurden auch noch andere Snack-Leckereien dargereicht, und wir ließen es uns nach kurzem Dienst munden. So ist das Grenadiersleben schön, etwas Dienst tun, rumlungern und Getränke abstauben. Doch der offizielle Teil der Veranstaltung war noch nicht abgehandelt. Beim örtlichen Bürgermeister zeigten wir noch einmal unser Exerzierkönnen und bekamen schon wieder Obstler (echt lecker Getränk). Aber jeder Grenadier der 22eme demi hatte noch nicht genug vom Exerzieren, und so ging es weiter bis in die späten Abendstunden.

Erschöpft ließen wir uns am Feuer nieder und labten uns an Tabak, Wein sowie der Anwesenheit unserer hübschen superauthentischen Wäscherin. Grenadier Poisson genoss besonders viel Wein nach dem Obstler. Beim Weg zum Wasser abschlagen, keiner weiß, wie dies passieren konnte, verschwand er spurlos vom Boden. Sozusagen "Verschwunden im Alpendreieck". Du Jards Versuche, ihn zu finden, gingen gänzlich daneben. Er wurde erst von den Grenadieren Champagne und Délicat entdeckt. Auf dem Bauch vor sich hinröchelnd, bot er ein Bild der Alkoholischen Verwüstung. Der Versuch, ihn zum Stroh zurückzutragen, war auch nicht gerade erfolgreich, aber er war zumindest erwacht und ansprechbar. Ein kleiner Dialog entwickelte sich zwischen Champagne und Poisson. "Was ist denn mit dir passiert?" fragte Champagne besorgt. "Ich bin hingefallen." war die Antwort, und im gleichen Atemzug sprach Poisson "Pass auf, da drüben muss noch irgendwo mein Magenauswurf rumliegen." Ja, so war Poissons Situation geklärt. Er bestand aber darauf, selbst zum Feuer zurückzulaufen. Dies erledigte er aber nicht wie jeder Homo sapiens sapiens auf zwei, nein, wie ein kleiner Primat auf vier "Füßen". Er legte dabei ein Tempo vor, daß jeder neidisch auf ihn wurde.

Somit war der restliche Abend für Poisson gelaufen, und er war sicherlich Teil des Spottes der anderen. Man sagt auch immer, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Als es dann in der Nacht regnete, gingen alle, ja, jeder außer Grenadier Poisson und Grenadier Graf, ins trocken unhistorische Schlafgemach. Es bestand aus einem harten Tische und Dielen, aber es war trocken und nicht draußen. Als erster wurden Picot und Renard schwach, noch bevor es regnete, hatten sie sich im Haus niedergelassen. Ihnen folgte bei den ersten Tropfen Champagne, er hatte ja schon, wie auch Rôtisseur und Os, in Großgörschen seine Heimschläferqualitäten bewiesen. Eine Weile später folgte Alex, vom weiblichen Vorbild verweichlicht, folgte Grenadier Délicat auf dem Fuße, der noch seinen Ziehsohn Du Jard nach sich zog. Die Grenadiere Poisson und der Graf haben den Regen trotz allen getrotzt, vielleicht spielte der Alkohol eine gewichtige Rolle bei ihrer Entscheidung, aber das werden wir nie erfahren.

Sonntag.

Sonntag ist Abreisetag, und so machten wir uns gleich nach dem Frühstück auf in Richtung Heimat. Renards Eltern machten uns mit einem Mega-Frühstück stark für die Heimreise, wofür wir sehr sehr dankbar waren und sind. Es war auf jeden Fall wieder ein absolutes Kultbiwak, auf das das alte Sprichwort "Klein aber fein" hervorragend zutrifft. Nächstes Jahr sehen wir uns hoffentlich wieder in Trofaiach, und wir hoffen, daß dann ein paar mehr am Start sind, vielleicht sogar Österreicher, mit denen wir uns dann beim Gefecht etwas rumbalgen können.

Poisson und Délicat



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