Königstein 2001

Ein Schreiben des Caporals nach der Rückkehr in die normalen Quartiere:

Grenadiere,

ihr könnt stolz auf euch sein !

Verstärkt durch die Grenadiere der unermüdlichen 8e demi-brigade de ligne, die in Eilmärschen aus dem hohen Norden anmarschiert waren, um uns brüderlich zur Seite zu stehen, unterstützt durch zwei junge hochmotivierte Rekruten, die halb Deutschland und Österreich durchwandert hatten, um als Freunde zu unserer Kompanie zu stoßen, verpflegt durch eine altruistische Bürgerin, der es trotz schwierigster Bedingungen und vorenthaltener Kochkiste gelang, herrlichste Gerichte in unseren Topf zu zaubern, habt ihr zwei Tage lang unbeeindruckt den Unwettern getrotzt, die sich am 19. und 20. Ventôse diesen Jahres über der Festung Königstein zusammengebraut hatten.

Auch wenn dunkle Wolken mit sintflutartigen Regengüssen unsere leckeren Suppen und den Wein verwässerten, eurem heiteren und trockenen Humor konnte das nichts anhaben. Die Wassermassen, die unsere Lager- und Kochfeuer zu ertränken drohten, wurden durch den Feueratem des Grenadiers Doigt de Fer in ihre Schranken gewiesen und verdampften. Die Feuchtigkeit, die durch das Tuch unserer Röcke und Mäntel zu sickern suchte, verging zu Dunst vor der Hitze des republikanischen Patriotismus, der eure Herzen erfüllte.

Die Versuche von den Feinden der Freiheit bestochener Bürokraten, unsere Reihen zu dezimieren, indem sie uns unseres Quartiers für die Nacht beraubten, wurden durch den findigen Bürger Fénêtre vereitelt. Statt hilflos Kälte, Nässe und den Gefahren der Nacht ausgeliefert zu sein, konnten wir in dem von ihm in letzter Minute organisierten Quartier in aller Ruhe und vor allem im Trockenen und Warmen schlafen. Zwar hatten wir das nicht nötig, aber es war doch eine gerechte Belohnung für die Entbehrungen, die wir klaglos ertragen haben, um voller Eifer unsere militärischen Grundkenntnisse zu erweitern.

Euer unerschütterlicher Humor äußerte sich auch darin, daß ihr allen Unbillen zum Trotz und zur künftigen Freude begeisterter Zuhörer das beliebte Lied "Sur la route de Dijon" gelernt habt und nebenbei auch noch des 500jährigen Jubiläums der Einführung der Kartoffel in Deutschland gedachtet.

Sollte sich künftig jemand erdreisten, euren Heldenmut und eure Bereitschaft, für das Wohl der Republik Opfer zu bringen, in Zweifel zu ziehen, so werdet ihr sagen "Ich war bei Königstein." - und es wird nichts weiter zu sagen sein.

Sollte sich jemand dazu versteigen, eure militärischen Kenntnisse in Zweifel zu ziehen, so werdet ihr sagen "Ich wurde bei Königstein exerziert." - und es wird nichts weiter zu sagen sein.

Dies sind die Namen der Bürger, die bei Königstein waren:

Doigt de Fer, Fénêtre, Frank, Mario, Mathieu, Matthias, Renard, Sans-Souci, Taside, Ulrike.

Grenadiere, seid stolz auf euch !

Sans-Souci, caporal
2e compagnie de grenadiers
22e demi-brigade de ligne



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