Schlecht ... ähh ... Schlacht von Großbeeren!

Bericht eines Augenzeugen aus Großbeeren:

Nachdem wir nach langer Fahrt endlich in Großbeeren angekommen waren (ich hasse die Worte "Verkehrsstockung/Stau") vereinigten sich die Mitglieder der 22sten Demi-Brigade und die Freiwilligen, die aus anderen Einheiten zu unserer Fahne geeilt waren (die Einheitsnamen werden aus sicherheitstechnischen Gründen verschwiegen, sind dem Verfasser aber bekannt) zu einer schlagkräftigen Truppe!

Das allerdings war auch nötig! Als am Morgen die Sonne aufging, traten mir gleichzeitig die Augen aus den Höhlen! So viele hässliche dickbäuchige Männer (durchsetzt mit genauso erschreckendem Weibsvolk) habe ich noch nie so leicht bekleidet zu einer Waschstelle pilgern sehen! Bald schon schallte durch das ganze Lager der Ruf: hat noch jemand Shampoo? Ich geh jetzt duschen... etc. !

Ich hatte ja schon in Großgörschen Bekanntschaft mit den Jungs vom Freikorps Lützow machen dürfen ... aber seit dieser Veranstaltung kann ich das Spiel "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" ganz neu interpretieren! Ehrlich: das war mitunter zum Kinder erschrecken! Auf jeden Fall läßt sich der ästhetische Vorteil der Bekleidungsvorschriften für die Armee zu "unserer" Zeit nicht leugnen!

Aber nun genug der Schmähungen (derer sich die Liste bis ins unendliche fortsetzen ließe)!

Unsere Truppe machte sich mit einem republikanischem Feuereifer an die soldatische Pflicht, der unsere Herzen bald heißer brennen ließ als die Außentemperaturen (die allerdings schon höllengleich waren)! Auch im Gefecht zeichnete sich unsere Einheit in einem solchen Maße aus, daß sogar die "Garde" das Feld räumte, damit wir ihre vor Neid erblassten Gesichter nicht zu sehen bekämen! Auch unser Erscheinungsbild im Felde, auf dem Exerzierplatz und im Feldlager war mehr als vorbildlich!

Der "General" der französischen Truppen wollte uns die Gunst gewähren, ohne Tornister in die Schlacht zu ziehen! Mit einem milden Lächeln zogen wir in die "Schlacht" (mit Tornister)! Im Feldlager wollte uns gar ein Offizier der Lützower erlauben, uns auszuziehen ("Es ist ja so warm, ihr armen Schweine")! Da wir auf seinen Vorschlag nicht eingingen , wurden wir wegen Heldenmut ausgezeichnet: Keiner von uns mußte ein "Eisernes Kreuz" tragen (das musste normalerweise jeder Trottel tun)!

Ein großes Lob gilt auch unserer Vivandière, die, unterstützt durch eine treue Republikanerin, überall, sei es auf dem Schlachtfelde oder dem Exerzierplatze, geradezu engelsgleich aus den Hitze-, Staub- und Pulverschwaden auftauchte, um die geschundenen Truppen mit kühlem Nass zu versorgen! Das hat erheblich dazu beigetragen, daß die Göttin der Freiheit (die uns eingab, trotz der Strapazen weiter zu machen) über die Göttin der Vernunft (die uns eingab, wir sollten uns in den Schatten begeben...) siegen konnte und wir weiterhin für die gerechte Sache streiten konnten!

Mitunter könnte man meinen, die restlichen französischen Truppenteile wären den Verlockungen der Feinde der Nation anheimgefallen! Die Dekadenz auf beiden Seiten der Parteien nahm stündlich zu...! Nur ein kleines unbeugsames Häuflein von Grenadieren/Füsilieren, unter Führung des legendären Caporals Sans-Souci, leistete erbitterten Widerstand...!

Alles in allem, sollte man diesen Platz in Zukunft meiden!

Doch für dieses Mal hat sich der Besuch gelohnt: Wir konnten unsere Kenntnisse im Drill weiter ausbauen, unsere kameradschaftlichen Bande pflegen und vor allem enorm an Selbstbewußtsein gewinnen – durch das abschreckende Beispiel, das uns die "anderen" boten!

Gez.: Grenadier Mathieu



... zurück zur Startseite